am Institut für Germanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen

Vor 80 Jahren: Die Auflösung des Gettos Lodz/Litzmannstadt im August 1944

09.08.2024

Am 2. August 1944 verkündete Chaim Rumkowski, der von den Deutschen zum sogenannten Judenältesten ernannt wurde, dass das Getto Lodz/Litzmannstadt auf Befehl der deutschen Besatzer an einen anderen Ort verlegt werden sollte. Tatsächlich begann im August 1944 jedoch die sogenannte Liquidierung des Gettos. Bis Ende August 1944 wurden nahezu alle Bewohner:innen in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Die meisten von ihnen wurden dort unmittelbar ermordet. 

Das Getto Lodz/Litzmannstadt war das am längsten bestehende Getto auf polnischem Boden. Nur wenige Personen blieben als sogenanntes Aufräumkommando im Getto zurück, um Beweise zu vernichten, die Industriemaschinerie zu demontieren und diese zusammen mit den letzten Habseligkeiten der ehemaligen Bewohner ins „Altreich“ zu verschicken. 

Die Getto-Chronik, ein geheimes Archiv im Getto, das das Leben und Sterben dort umfassend dokumentiert, zählte noch am 30. Juli 1944, also nur wenige Tage vor Beginn der Deportationen, 68.561 Juden und Jüdinnen, die im Getto festgehalten wurden. 

Die Getto-Chronik gilt heute als die längste zusammenhängende Quelle über den Holocaust. Sie wurde 2007 erstmals vollständig in einem mehrjährigen gemeinsamen Projekt der Arbeitsstelle Holocaustliteratur, der Universität Łódź und des Staatsarchivs Łódź auf Deutsch in fünf Bänden im Wallstein Verlag veröffentlicht. 2009 erschien die polnische Fassung im Universitätsverlag Łódź. Die täglich verfasste Chronik bietet weitreichende Einblicke in die Geschichte des Gettos und seiner Bewohner:innen. 

Weitere Informationen zum Getto Lodz/Litzmannstadt sowie zum Forschungsprojekt rund um die Getto-Chronik finden Sie hier

Außerdem finden Sie hier weitere Informationen zur deutschen Edition der Getto-Chronik sowie eine Bestellmöglichkeit des E-Books der Chronik beim Wallstein Verlag. 

Im Jahr 2020 erschien zudem erstmals auf Deutsch die Enzyklopädie des Gettos Lodz/Litzmannstadt. 1943/44 schrieben Mitarbeiter des Archivs um Oskar Singer und Oskar Rosenfeld neben ihrer Arbeit an der Getto-Chronik an einer Enzyklopädie des Gettos. Sie wollten der Nachwelt das Leben im Getto verständlicher machen, indem sie ein Lexikon zusammenstellten, das die zentralen Begriffe der Getto-Sprache erklärt, Institutionen der Verwaltung, wichtige Persönlichkeiten und Ereignisse erläutert. So haben sie ein einmaliges, aber unvollendetes Zeugnis geschaffen, das im Editionsprojekt sprach-, literatur- und geschichtswissenschaftlich kontextualisiert wird. 

Weitere Informationen zur Enzyklopädie sowie eine Bestellmöglichkeit finden Sie hier auf der Seite des Wallstein Verlages. 


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