am Institut für Germanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen

„Wir geben Schulen den Namen“ – Studie der Arbeitsstelle Holocaustliteratur der JLU und KiKA untersucht, welche Menschen Schulen in Deutschland ihre Namen geben

Erstmals umfassend und flächendeckend beleuchtet eine Studie der Arbeitsstelle Holocaustliteratur an der JLU Gießen und KiKA (von ARD und ZDF), nach welchen prominenten Persönlichkeiten Schulen in Deutschland benannt sind. Auf Grundlage der Schulverzeichnisse der Kultusministerien der 16 Bundesländer kartografiert die breit angelegte Studie damit erstmals ein zentrales Feld der Erinnerungskultur, das bislang kaum systematisch untersucht wurde. Das Projekt begleitete die neue Staffel des Geschichtsformats „Triff...“ (KiKA/WDR/hr), das unter anderem in einem mehrteiligen Schulnamen-Spezial die am häufigsten vertretenen Namensgeber:innen vorstellt.

Studienautor/-innen: Sascha Feuchert, Jennifer Ehrhardt und Celine Schütz

Unter Mitarbeit von: Michael Freiberg (Universitätsbibliothek Gießen), Anika Binsch, Michelle Damm, Angelina Isak, Karolin Kreyling, Felix Luckau, Franziska SchrodtTim Spengler (alle AHL), Matthias Huff (KiKA)

Zentrale erste Ergebnisse der Studie

Maria Montessori, Johann Heinrich Pestalozzi und die Geschwister Scholl stehen an der Spitze der bundesweiten TOP10: Nach diesen Persönlichkeiten werden Schulen in Deutschland besonders häufig benannt. Auch wenn mit Maria Montessori eine Frau die Rangliste anführt: Die Studie belegt, dass nur etwa ein Sechstel der Schulen in Deutschland, die den Namen einer historischen Person tragen, nach Frauen benannt sind. Ein weiteres Ergebnis: Zwar tragen viele Schulen die Namen sowohl von Opfern des Nationalsozialismus als auch von (deutschen) Widerstandskämpferinnen und -kämpfern gegen das NS-Regime, der jüdische Widerstand ist dabei jedoch so gut wie kaum repräsentiert. „Die Benennung deutscher Schulen spiegelt damit ein zentrales Defizit der deutschen Erinnerungskultur“, betont Studienleiter Prof. Sascha Feuchert.

Als Schulnamen sind die Großen und Kleinen unserer Geschichte in der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen gegenwärtig und werden ihnen als Vorbilder präsentiert. „Von den rund 31.000 deutschen Schulen tragen etwa 40 Prozent den Namen mehr oder weniger berühmter Personen. Neben den zu erwartenden Paten gibt es auch einige handfeste Überraschungen“, erklärt Prof. Feuchert. Zudem zeigt sich, dass die Namensgebung mancherorts immer wieder für heftige Diskussionen sorgt. „Namen sind eben mehr als Schall und Rauch – die erinnerten Personen geben uns schließlich auch ihre Werte mit. Deshalb darf es Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern sowie den Eltern nicht egal sein, wie eine Schule heißt“, so Feuchert weiter. Gerade in Zeiten, in denen die Demokratie massiven Bedrohungen ausgesetzt und viel von der Resilienz der Schulen die Rede sein müsse, liege hier viel Potenzial brach, das zu einer kritischen, lebensnahen Auseinandersetzung mit demokratischen Werten und Normen beitragen könne.

Während viele Schulen sich bereits intensiv und zum Teil auch kritisch mit dem Leben und Wirken ihrer Namensgeberinnen und Namensgeber beschäftigten, scheuten andere nach Einschätzung der Forschenden diesen Umgang. „Und rund 60 Prozent der deutschen Schulen haben zudem eben gar keine Patin oder Paten – auch da liegt ein großes Potenzial“, wie Co-Autorin Jennifer Ehrhardt (AHL) betont.

Präsentation der Studienergebnisse

Erste ausgewählte Ergebnisse der Studie wurden erstmals am 14. Januar 2025 im Rahmen einer Pressekonferenz an der Sophie-Scholl-Schule in Gießen vorgestellt. Moderiert wurde die Veranstaltung von „Triff...“-Reporterin und KiKA-Moderatorin Clarissa Corrêa da Silva. Zusätzlich präsentierten Schülerinnen und Schüler der Gießener Grundschule ein kreatives Programm zur Erinnerung an Sophie Scholl und ihr Wirken im Widerstand gegen den Nationalsozialismus.

 

„Triff…“ – Das Schulnamen-Spezial

Das Projekt „Wir geben Schulen den Namen“ begleitete die neue Staffel des preisgekrönten KiKA-Geschichtsformats „Triff...“ (KiKA/WDR/hr), die am 8. Januar 2025 gestartet ist. In einem mehrteiligen Schulnamen-Spezial werden die am häufigsten vertretenen Namensgeberinnen und Namensgeber porträtiert. Die Sendungen werden linear ausgestrahlt und sind zusätzlich auf kika.de sowie im KiKA-Player abrufbar unter:

Das Geschichtsformat „Triff...“ ist eine Produktion von Crossmedia (Halle/Saale) und Ifage (Wiesbaden) im Auftrag von KiKA und hr. Verantwortliche Redakteure bei KiKA sind Tina Wilß und Matthias Huff sowie Tanja Nadig beim hr. Die Fachberatung der Reihe „Triff…“ liegt bei Prof. Jörg Rüpke von der Universität Erfurt, die Fachberatung für das Schulnamen-Spezial bei Prof. Sascha Feuchert (JLU Gießen).

Basierend auf den Studienergebnissen gibt es zudem in der KiKA-Quiz App ein „Triff... Spezial – Das Schulnamen-Quiz“, in dem sich Kinder die Vielfalt der Schulnamenslandschaft spielerisch erschließen können.

Unterrichtsmaterialien

Interaktives Unterrichtsmaterial zu den Folgen des Schulnamen-Spezials sowie zum kritischen Umgang mit und zur Auswahl von Namensgeber:innen werden derzeit an der AHL erarbeitet. Eine Veröffentlichung über Matthias Film ist für Juli 2025 geplant. Ein entsprechender Link erfolgt später.

Die Schulnamen-Studie in den Medien

Seit der Pressekonferenz am 14. Januar 2025 hat die Studie ein breites Echo in der (über)regionalen Presse gefunden. Berichte erschienen unter anderem in Spiegel Panorama, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Süddeutschen Zeitung oder auch auf National Geographic, Zeit Online und Stern.de. Darüber hinaus wurde die Studie in zahlreichen Lokalzeitungen in ganz Deutschland sowie in Radio- und Fernsehsendungen aufgegriffen, etwa in der Tages- und Hessenschau oder im Deutschlandfunk Kultur oder SR Kultur.

Radio- und Fernsehbeiträge

Presseberichte (Auswahl)


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Kontakt

Studienleitung
Prof. Dr. Sascha Feuchert
E-Mail: Sascha.Feuchert@germanistik.uni-giessen.de

Co-Autorinnen
Jennifer Ehrhardt
E-Mail: jennifer.ehrhardt@uni-giessen.de
Celine Schütz
E-Mail: Celine.Schütz@lehramt.uni-giessen.de

Projektgruppe Arbeitsstelle Holocaustliteratur
E-Mail: forschungsprojekt.schulnamen@uni-giessen.de


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Arbeitsstelle Holocaustliteratur
Otto-Behaghel-Str. 10 B / 1 · D-35394 Gießen · Deutschland
arbeitsstelle.holocaustliteratur@germanistik.uni-giessen.de
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