In ihrer 2006 im Wallstein Verlag erschienenen Dissertation "Juden im Getto Litzmannstadt. Lebensbedingungen, Selbstwahrnehmung, Verhalten" beschreibt Historikerin Andrea Löw die Geschichte des Gettos Litzmannstadt (Lodz) aus der Perspektive der Eingeschlossenen und "hat die Quellen der wenigen Überlebenden und der vielen Ermordeten wieder zum Sprechen gebracht [sowie] dem Verschwinden der Erinnerung entrissen." (Hans-Christian Petersen, Zeitschrift für Genozidforschung, 8. Jg. 2007, H. 1)
Nun ist die vielbeachtete Publikation auch in polnischer Sprache im Verlag der Uni Lodz erschienen: Andrea Löw, ?ydzi w getcie ?ódzkim / Litzmannstadt getto. Warunki ?ycia, sposoby przetrwania, ?ódz 2012, ISBN 978-83-7525-632-1
"Viele Schrecknisse gerieten in Vergessenheit. Viele Schrecknisse (Schandtaten) hatten keine Zeugen. Viele Schrecknisse waren derart, daß ihre Darstellung keinen Glauben fand. Aber sie sollen in der Erinnerung leben bleiben." Oskar Rosenfeld schrieb diese Zeilen im Mai 1942 angesichts der Deportation von Juden aus dem Getto Litzmannstadt (Lodz) in das Vernichtungslager Kulmhof (Chelmno) in sein Tagebuch. Zahlreiche Juden hielten das Erlebte fest, damit Leben und Sterben im Getto nicht in Vergessenheit geraten würden. Die jüdische Gettoverwaltung richtete sogar ein Archiv ein, um diese Aufzeichnungen zu sammeln.
Andrea Löw hat diese Selbstzeugnisse aus dem Getto in Litzmannstadt (Lodz) in deutscher, polnischer und jiddischer Sprache erstmals wissenschaftlich ausgewertet. Was wird über die Geschichte der Menschen im Getto berichtet? Wie versuchten sie, ihr Leben zu organisieren und gegen die Resignation anzukämpfen?
Aus anonymen Opfern werden Individuen, die versuchten, auf ihr Schicksal aktiv Einfluss zu nehmen.