Auf Initiative der ehemaligen Viertklässler der Hedwig-Burgheim-Schule in Gießen-Rödgen und ihrer Lehrerin Tessa Schäfer erinnert seit dieser Woche eine Gedenktafel am Gießener Marktplatz an Fritz Pfeffer – jenen jüdischen Zahnarzt, der als „Albert Dussel“ durch das Tagebuch der Anne Frank weltbekannt wurde.
Pfeffer wurde 1889 in Gießen geboren und verbrachte hier seine Kindheit und Jugend. Nach dem Abitur am Landgraf-Ludwigs-Gymnasium im Jahr 1908 studierte er Zahnmedizin in Würzburg und Berlin, wo er später auch praktizierte. Aufgrund der nationalsozialistischen Verfolgung floh er in die Niederlande, wo er gemeinsam mit der Familie Frank im Hinterhaus an der Prinsengracht 263 in Amsterdam im Versteck lebte. Nach der Verhaftung am 4. August 1944 wurde Pfeffer über das Durchgangslager Westerbork zunächst ins Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Später gelangte er über ein weiteres Lager ins Konzentrationslager Neuengamme, wo er im Winter 1944 ums Leben kam.
Dass es in seiner Geburtsstadt bislang keine öffentliche Erinnerung an Fritz Pfeffer gab, stellte die damalige vierte Klasse der Hedwig-Burgheim-Schule im Rahmen eines Sachunterrichtsprojekts zur jüdischen Kindheit in Gießen während des Nationalsozialismus fest. Gemeinsam mit ihrer Lehrerin Tessa Schäfer wandten sich die Schüler:innen in einem Brief an Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher – mit Erfolg: Seit dieser Woche erinnert eine Gedenkinstallation am früheren Wohnhaus der Familie Pfeffer am Haus Nummer 11 am Marktplatz in Gießen an sein Leben und Wirken. Zwei Stolpersteine gedenken außerdem Ignatz Pfeffer und dessen zweiter Frau Anna, die bis zum Sommer 1942 dort lebten, bevor sie deportiert und ermordet wurden.
Die feierliche Enthüllung der Gedenktafel fand im Beisein zahlreicher Gäste statt: Neben Oberbürgermeister Becher waren dies einige der Schüler:innen mit ihren Eltern, ihre Lehrerin Tessa Schäfer, die Schulleiterin Nina Schäfer, ihre ehemalige Klassenlehrerin, Lawrence de Donges-Amiss-Amiss als Vertreter der jüdischen Gemeinde, Annette Eidmann vom Kulturamt sowie Christoph Pöpken vom Stadtarchiv. In ihren Ansprachen würdigten Oberbürgermeister Becher und Schulleiterin Nina Schäfer das herausragende Engagement der Kinder. Becher betonte, die Gedenktafel sei nicht nur ein bedrucktes Transparent, sondern „ein Zeichen, nicht zu vergessen, nicht gleichgültig zu werden“ und „ein Beitrag zur Erinnerungskultur unserer Stadt“.
Über das Projekt, in dessen Rahmen die Schüler:innen unter anderem ein Expertengespräch mit Prof. Sascha Feuchert führten, berichtete Lehrerin Tessa Schäfer bereits im vergangenen Jahr ausführlich auf unserer Homepage. Den Gastbeitrag finden Sie hier.
Auch die örtliche Presse begleitete die Enthüllung der Gedenktafel. Zum Artikel der Gießener Allgemeine gelangen Sie hier, den ausführlichen Beitrag des Gießener Anzeigers finden Sie hier.

Foto: Tessa Schäfer