am Institut für Germanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen

Bericht: Dachauer Symposium zur Zeitgeschichte "Geschichte von gestern für Deutsche von morgen"

30.10.2017

13. bis 14. Oktober 2017

Unter dem Titel "Geschichte von gestern für Deutsche von morgen?" hat vom 13. bis 14. Oktober 2017 das Dachauer Symposium zur Zeitgeschichte im Max-Mannheimer-Haus in Dachau stattgefunden. Die Erfahrungen des Nationalsozialismus und historisch-politisches Lernen in der (Post-)Migrationsgesellschaft standen im Fokus der Tagung, an der auch Jeanne Flaume von der AHL teilgenommen hat.
Eingeladen hatten die Leiterin des Max-Mannheimer-Hauses Nina Ritz, der Oberbürgermeister der Stadt Dachau Florian Hartmann, der Direktor der Stiftung Gedenkstätte Buchenwald und Mittelbau-Dora Volkhard Knigge sowie Sybille Steinbacher vom Fritz-Bauer Institut und der Goethe Universität in Frankfurt am Main.

In den verschiedenen Panels wurde die Frage diskutiert, welche Konsequenzen sich für das historisch politische Lernen in der Migrationsgesellschaft ergeben. Oberstes Ziel sei es, Anstöße zum Diskurs zu geben und ein reflexives Geschichtsbewusstsein zu fördern. Denn historisch politisches Lernen könne und sollte als Mittel von Integration verstanden werden. Umso wichtiger sei es – insbesondere im Kontext des Nationalsozialismus – eine diversitätsbewusste Gedenkstättenpädagogik zu erreichen. Eine komplexe Herausforderung bestehe heute vor allem in der zeitlichen Distanz und der Erfahrungsferne zum Geschehen, so Volkhard Knigge. Dabei seien die Herausforderungen, denen wir uns heute stellen müssten, kein ganz neues Phänomen. Sie seien bereits seit den 1980er und 1990er Jahren durch den Zuzug vieler Gastarbeiterfamilien in Deutschland relevant geworden und nun neu in den Fokus gerückt.

Gottfried Kößler stellte das Konzept der "Verunsichernden Orte" vor und thematisierte dabei die didaktischen Prinzipien der Multiperspektivität und Diversität. Der Zugang zur Geschichte müsse jenseits der nationalen Identitätszuschreibung stattfinden. Ganz nach dem Motto "Geschichte(n) teilen" könne die Beschäftigung mit der deutschen Geschichte auch neue Räume für weitere Geschichten eröffnen. Hierbei könne Geschichte auch als Referenz für die Arbeit am eigenen Selbstverständnis zu sehen sein. Es ginge nicht darum, die Perspektive des Anderen einzunehmen, sondern vielmehr darum, die Gesellschaft als Ganzes zu sehen und die Debatten des gesellschaftlich demokratischen Zusammenlebens zu eröffnen. Ziel sei es demnach, eine Pädagogik der Anerkennung zu entwickeln und die Zuschreibungen des "Wir und die Anderen" aufzubrechen. 

Die Tagung schloss mit einer Podiumsdiskussion zum Umgang mit dem Nationalsozialismus in der (Post-)Migrationsgesellschaft ab. Fazit der Diskussion war, dass insbesondere deutlich intensivere Zeitformate für das historische Lernen erreicht werden müssen, um dem Themenkomplex gerecht werden zu können. Ein selbstreflexives und dekonstruktives Vorgehen sollte das Ziel des zukünftigen historisch politischen Lernens der gegenseitigen Anerkennung sein.

Weitere Informationen zum Dachauer Symposium, das jährlich stattfindet, finden Sie hier.


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