am Institut für Germanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen

Zum 42. Todestag des Schriftstellers und Theaterdirektors Jerzy Jurandot

16.08.2021

Sein Stück „Die Liebe sucht eine Wohnung. Eine Komödie aus dem Warschauer Getto“ wurde 2017 in der gemeinsamen Schriftenreihe der Chambré-Stiftung und der AHL herausgegeben

Jerzy Jurandot, als Jerzy Glejgewicht am 19. März 1911 in Warschau geboren, war ein beliebter polnisch-jüdischer Dramatiker, Satiriker und Liedermacher. Seine ersten Erfolge feierte er Ende der 1920er Jahre. Als Schriftsteller war er unter anderem Mitbegründer des Kabaretts „Cyrulik Warszawski“, wo er die Schauspielerin Stefania Grodzienska kennenlernte, mit der er 1938 den Bund fürs Leben schloss. 

Im Jahr 1942 wurde er literarischer Leiter des Revuetheaters Femina im Warschauer Getto. Sein polnisches Bühnenstück „Die Liebe sucht eine Wohnung. Eine Komödie aus dem Warschauer Getto“ wurde dort am 26. Januar 1942 uraufgeführt und vom Tanzorchester des Komponisten Iwo Wesby musikalisch begleitet. Die Komödie handelt von zwei frisch verheirateten Paaren, die sich aufgrund der Wohnungsnot im Getto ein Zimmer teilen müssen. Im Laufe des Stücks verlieben sich die Ehepaare über Kreuz ineinander. Mit sarkastischen Dialogen, satirischen Liedern und mit manchen Verwicklungen erzählt das Stück die Geschichte von vier jungen Menschen, die trotz des umgebenden Elends versuchen, Liebe zu finden – auch wenn diese perspektivlos ist.

Jerzy Jurandot selbst konnte mit seiner Frau aus dem Getto fliehen, kurz nachdem im Juli 1942 die Deportationen in das Vernichtungslager Treblinka begannen. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete und leitete er das Satiretheater „Syrena“ in Lodz, das 1948 nach Warschau umzog. Heute vor 42 Jahren, am 16. August 1979, verstarb Jerzy Jurandot mit 68 Jahren in Warschau.

Das handschriftliche Manuskript des Stücks „Die Liebe sucht eine Wohnung. Eine Komödie aus dem Warschauer Getto“ lagerte als Fund im 1940 von Emanuel Ringelblum gegründeten geheimen Untergrundarchiv, sodass es bis heute erhalten geblieben ist. Im März 2017 veröffentliche die Arbeitsstelle Holocaustliteratur die Komödie erstmals vollständig auf Deutsch. Das Stück ist als 4. Band in der gemeinsamen Schriftenreihe „Studien und Dokumente zur Holocaust- und Lagerliteratur“ der Ernst-Ludwig-Chambré-Stiftung zu Lich und der AHL im Metropol Verlag erschienen und wurde von David Safier und Markus Roth herausgegeben. Ergänzt wurde die editierte Auflage um weiterführende Artikel von Andrea Löw und Markus Roth sowie einem Vorwort von David Safier. 

Weitere Informationen zur Publikation finden Sie unter: https://metropol-verlag.de/produkt/jerzy-jurandot-die-liebe-sucht-eine-wohnung/


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