am Institut für Germanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen

"Vor 75 Jahren bewegte Anne Franks Tagebuch erstmals die Menschen"

10.05.2022

Prof. Dr. Sascha Feuchert kommt in einem Artikel, den dpa anlässlich des 75. Jahrestags des Erscheinens von Anne Franks Tagebuch veröffentlicht hat, ausführlich zu Wort

Am 25. Juni 1947 erschien in den Niederlanden die erste, bearbeitete Fassung von Anne Franks Tagebuchs unter dem Titel "Het Achterhuis" (Das Hinterhaus). 1950 folgten die französische und deutsche Übersetzung, 1952 dann die englischsprachigen Ausgaben in Großbritannien und den USA.

Seitdem haben mehrere Generationen von Jugendlichen weltweit Anne Franks Tagebuch gelesen. Ihr Schicksal bewegt bis heute viele, viele Menschen. „Wir erhalten, natürlich aus ihrer Perspektive, einen sehr  guten Eindruck davon, was es für die Menschen bedeutet, auf so engem Raum zusammenleben zu müssen. Zum anderen ist sie ein normaler Teenager, eine junge Frau mitten in der Pubertät, die völlig unvorbereitet ist auf das, was ihr da widerfährt", so erläutert Sascha Feuchert im Artikel die anhaltende Beliebtheit von Anne Frank und ihrem Tagebuch. "Anne Frank war ein riesiges literarisches Talent, und das in einem sehr jungen Alter."


Auch die Kontroverse um das Tagebuch und die „Ikonisierung" von Anne Frank, die so Feuchert, „manches Mal den wirklichen Menschen, der auch voller Widersprüche war“, überlagert, wird im Artikel diskutiert. So habe der frühe Erfolg des Tagebuchs auch damit zu tun, „dass Anne damals zu einem allgemeinen Opfer des Krieges stilisiert wurde, die Täter wurden fast vollständig ausgeblendet", erläutert Feuchert. Darüber hinaus gebe Annes Tagebuch zwar sicher Einblick in eine sehr schlimme Situation, aber es breche dort ab, „wo der eigentliche Holocaust beginnt, nämlich vor der Deportation in die Vernichtungslager."

Die große Bedeutung von Anne Frank und ihrem Tagebuch liege vor allem darin, dass sie den Opfern ein Gesicht gebe, führt Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt, aus, der im Artikel, ebenso wie Alexander Roesler, Programmleiter Sachbuch der Fischer Verlage, ebenfalls zu Wort kommt. "Die  Geschichte von Anne Frank und ihrer Familie steht stellvertretend für die Geschichte von sechs Millionen Jüdinnen und Juden, die im Nationalsozialismus ermordet wurden. Sie zeigt uns, wohin Antisemitismus als eine Ideologie der Ungleichwertigkeit führen kann, nämlich zu Ausgrenzung, Vertreibung und Vernichtung."
Auch Sascha Feuchert betont, gerade die Ecken und Kanten der jungen Anne Frank seien Anknüpfungspunkt für junge Leser heute: "Anne Frank ist mit ihren Problemen, den Auseinandersetzungen mit der Mutter, dem ersten Verliebtsein ganz nahe auch an heutigen Teenagern."

 Den vollständigen Artikel, der am 9. Mai unter anderem in den Nürnberger Nachrichten erschienen ist, finden Sie online hier.
 


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