Sascha Feuchert sprach am 14. Oktober in der Sendung "Zeit ohne Gnade – Ex libris" des ORF mit Peter Zimmermann anlässlich des im Juli erschienenen Buches "HolocaustZeugnisLiteratur - 20 Werke wieder gelesen" unter anderem über bekannte und weniger bekannte sowie heute vergessene Werke der Holocaustliteratur. Namhafte Autorinnen und Autoren haben in dem Band, der von Sascha Feuchert und Markus Roth im Wallstein-Verlag herausgegeben wurde, einige dieser Texte einer Relektüre unterzogen.
Im Interview sprach Sascha Feuchert zudem über die frühen Texte der Holocaustliteratur, die noch während der Ereignisse oder unmittelbar danach erschienen, jedoch oftmals kaum Leser fanden. Diesen Texten wird aufgrund ihrer Nähe zu den Ereignissen und der Tatsache, dass sie von den Betroffenen selbst verfasst wurden, oftmals eine höheres Maß an Authentizität zugeschrieben als etwa den später verfassten Texten oder fiktionalen Werken, die den Holocaust thematisieren. Feuchert stellt im Gespräch jedoch klar, dass der Kontext eines Werkes zwar sehr wohl von großer Bedeutung für die Einordung eines Werk ist, jedoch auch fiktionale Literatur durchaus 'authentisch' sein könne und jeder Text eine subjektive Interpretation der Ereignisse darstelle.
Statt von der 'Wahrheit' eines Textes zu sprechen, sei es sinnvoller, stattdessen den Begriff 'Wahrhaftigkeit' zu verwenden. Diese könne sowohl für die Zeugnisliteratur, aber auch für fiktionale Literatur gelten. Zeugnisliteratur und faktuale Texte der Betroffenen dokumentierten und schilderten das persönliche Erleben. Fiktionale Literatur habe dagegen auch die Möglichkeit, etwa Dinge zu erzählen, die persönlich Betroffene nicht erzählen könnten und Leerstellen zu füllen, so Feuchert. Wichtig sei zudem, dass die Betroffenen selbst die gesamte Bandbreite der Literatur verwendet hätten, um ihre Erlebnisse niederzuschreiben und auszudrücken.
Der Beitrag wurde am 14. Oktober ab 16.14 Uhr ausgestrahlt.
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