am Institut für Germanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen

Gießener Ausstellung: "Verstrickung der Justiz in das NS-System 1933-1945"

05.04.2013

Noch bis zum 15.04.2013 besteht für alle Interessierten die Möglichkeit, die Ausstellung Verstrickung der Justiz in das NS-System 1933-1945 im Gießener Amtsgericht (Gutfleischstraße 1) zu sehen.
Die Ausstellung nimmt die neuesten Forschungen zu diesem Thema - insbesondere zum Gebiet des Bundeslandes Hessen - in den Blick und macht die Verfolgungsstrukturen am regionalen Beispiel sichtbar. Es werden Verfolgtengruppen vorgestellt und der Umgang der Justiz mit ihrer Vergangenheit nach 1945 thematisiert.
Über 3.800 Frauen und Männer aus Hessen wurden wegen politischer Delikte vor dem Volksgerichtshof und den politischen Senaten der Oberlandesgerichte Darmstadt und Kassel angeklagt. Wesentliche Erweiterungen der Ausstellung "Verstrickung der Justiz in das NS-System 1933 - 1945" betreffen den gesamten Bereich der politischen NS-Strafjustiz (Volksgerichtshof und Oberlandesgerichte, die Wehrmachtsjustiz, die Sondergerichtsbarkeit, den NS-Strafvollzug und die Zwangssterilisationen während der NS-Zeit. Der neu konzipierte Ausstellungsteil thematisiert vor allem Justizopfer als Opfer des NS-Regimes. Auf fünf themenbezogenen Tafeln erfahren die Besucher, welche Verfolgtengruppen zu welchem Zeitpunkt und Intensität in die Mühlen der Justiz gerieten. Exemplarisch werden einzelne Schicksale dokumentiert. Zu sehen sind darüber hinaus auch Übersichten zur Rechtssprechungspraxis und den Organisationsstrukturen innerhalb der politischen NS-Justiz. Optisch wurde die Erweiterung der ursprünglichen Ausstellung um einen Kubus inszeniert, in dem in einer Endlosschleife eine insgesamt über 4 Stunden umfassende Dokumentation von zeitgenössischen Aufnahmen aus Verhandlungen des Volksgerichtshofs zu sehen ist. Zudem werden den Besuchern Einblicke in die Prozesse geboten: Adam Trott zu Solz (am 25. Juli im Zusammenhang mit dem Attentat auf Adolf Hitler verhaftet) und Emil Erich Deibel aus Wetzlar, er wegen eines antifaschistischen, an der Toilettenwand seiner Arbeitsstelle geschriebenen Spruches am 6. Juni 1942 zum Tode verurteilt wurde.
Besonderes Augenmerk wurde zudem auf die Zeit nach 1945 gelegt. Hier findet sich eine ausführliche Würdigung des Frankfurter Auschwitzprozesses sowie der justizpolitischen Entwicklungen im Zusammenhang mit der Aufhebung von NS-Urteilen ab dem Ende der 1990-er Jahre.
Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt des Studienzentrums der Finanzverwaltung und Justiz Rotenburg a. d. Fulda in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium der Justiz, der Philipps-Universität Marburg, dem Fritz-Bauer-Institut und dem Hauptstaatsarchiv Wiesbaden.
Weitere Informationen erhalten Sie hier.


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