Welche Bedeutung haben visuelle Zeugnisse wie Fotografien als historische Quellen des Holocaust? Vor allem dann, wenn Zeitzeug:innen ihre Lebensgeschichten nicht mehr selbst erzählen können? Diesen und weiteren Fragen widmet sich die Veranstaltungsreihe „CLOSE UP!“, die im Rahmen des Begleitprogramms zur Sonderausstellung „Flashes of Memory. Fotografie im Holocaust“ der Internationale Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem ausgerichtet wird. Die Ausstellung (24.3.2023–28.1.2024) wird im Berliner Museum für Fotografie in Kooperation mit der Kunstbibliothek und dem Freundeskreis Yad Vashem e.V. erstmals in Deutschland gezeigt und umfasst Fotografien von deutschen Bürger:innen, nationalsozialistischen Propagandafotograf:innen, jüdischen Fotograf:innen in den Gettos sowie den alliierten Streitkräften. In den Vorträgen und Gesprächen der „CLOSE UP!“-Reihe widmen sich Expert:innen aus verschiedenen Disziplinen Themen der Ausstellung und geben Einblicke in ihre Forschungsarbeit.
Am 18. und 25. Januar 2024 findet um 18 Uhr ein Expert:innengespräch im Museum für Fotografie statt. Die Teilnahme ist jeweils kostenfrei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, die Teilnehmer:innenzahl ist jedoch begrenzt.
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„Im Fokus der Kamera. Fotografien aus dem Getto Lodz“: Vortrag und Gespräch mit Tanja Kinzel
Donnerstag, 18. Januar 2024, 18 bis 20 Uhr
Aus dem Getto Lodz/Litzmannstadt ist eine außergewöhnliche Vielfalt fotografischer Aufnahmen überliefert: Neben Militärs, Polizisten, Funktionären und Zivilist:innen dokumentierten jüdische Fotografen im Auftrag des „Judenrats“ Einrichtungen und Arbeitsstätten im Getto. Zugleich fotografierten sie im Geheimen die Lebensbedingungen, Deportationen und ihre Lieben. Ihre Fotografien können als widerständige Dokumente gelesen werden, als facettenreiche Gegenbilder zu den Aufnahmen der Besatzungsinstanzen. In ihrem Vortrag und anschließendem Gespräch kontextualisiert und analysiert Tanja Kinzel (Sozialwissenschaftlerin und Bildungsreferentin beim Bundesverband RIAS e.V.) die fotografischen Bestände des Gettos. Im Jahr 2021 veröffentlichte sie ihr Werk „Im Fokus der Kamera. Fotografien aus dem Getto Lodz“ im Berliner Metropol Verlag.
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„Bilder von Gräueltaten – Ethische Überlegungen zur Arbeit mit Fotos und Film im Kontext des Holocaust“: Gespräch mit Anna Högner und Fabian Schmidt
Donnerstag, 25. Januar 2024, 18 bis 20 Uhr
Dem Holocaust kommt in Bezug auf die Darstellung durch Foto- und Filmdokumente eine besondere Stellung zu. Die Regel, aus Rücksicht auf Opfer und Medienkonsument:innen keine Leichen zu zeigen, ist hier ausgesetzt. Es stellt sich jedoch die Frage, wo die Grenzen des Zumutbaren liegen. Anna Högner (wiss. Mitarbeiterin im Österreichischen Filmmuseum) und Fabian Schmidt (Doktorand und Dozent an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf) berichten über ihre Erfahrungen aus dem gemeinsamen Projekt „Visual History of the Holocaust. Rethinking Curation in the Digital Age“ und diskutieren Ansätze im Umgang mit den Bildern von Gräueltaten.
Mehr Informationen zur Ausstellung „Flashes of Memory. Fotografie im Holocaust“ finden Sie hier.