am Institut für Germanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen

„Erinnerungskultur bedeutet Verantwortungsübernahme“ – Prof. Sascha Feuchert im Interview zur schulischen Erinnerungsarbeit mit SWR Kultur und hr INFO

28.01.2025

Anlässlich des gestrigen Holocaust-Gedenktages sprach Sascha Feuchert in Interviews mit SWR Kultur und hr INFO über die Herausforderungen der Erinnerungsarbeit an deutschen Schulen. Aktuelle Studien – darunter auch die jüngst veröffentlichte Umfrage der Claims Conference – zeigen, dass Jugendliche immer weniger über den Holocaust und die Zeit des Nationalsozialismus informiert sind. Doch obwohl sie über „erschütternd wenig Wissen“ verfügten, hätten sie noch immer „ein hohes Frageinteresse“, wie Sascha Feuchert im Gespräch mit hr INFO herausstellte. Dieser Befund deute darauf hin, dass in den Schulen vor allem „didaktisch einiges im Argen liegt“. Als eine mögliche Antwort auf diese Schieflage nannte er den fächerübergreifenden Unterricht, der das Thema über Geschichte und Politik hinaus auch in Fächern wie Deutsch behandelt. Erinnerungsarbeit, so betonte er, habe „gar nichts mit Schuld zu tun“, sondern mit Verantwortungsübernahme. „Und die sehe ich in der Tat als Pflicht – auch und gerade in diesem Land“, schloss Feuchert. 

Das vollständige Interview mit hr INFO wurde am 27. Januar um 9 Uhr ausgestrahlt und kann hier nachgehört werden. 

Im Gespräch mit Christian Altmayer vom SWR Kultur ging Sascha Feuchert auf die Bedeutung von Zeitzeugengesprächen und Gedenkstättenbesuchen in der schulischen Erinnerungskultur ein. Dabei betonte der Experte, dass das Fehlen von Zeitzeug:innen, deren Berichte emotionale Nähe schaffen, in Zukunft durch neue didaktische Konzepte kompensiert werden müsse. Gedenkstättenbesuche könnten bei entsprechender Vor- und Nachbereitung eine nachhaltige Wirkung auf Jugendliche haben, so Feuchert. Eine Verpflichtung zu Gedenkstättenbesuchen sieht er jedoch kritisch, da sie häufig Abwehrreaktionen hervorrufe. Vielmehr brauche es politische Maßnahmen, um Lehrkräfte ausreichend Zeit für die Vor- und Nachbereitung im Unterricht einzuräumen und sie gezielt in gedenkstättenpädagogischen Konzepten zu schulen. 

Das Feature, das ebenfalls am 27. Januar um 16:05 Uhr in der Sendung „Impuls“ übertagen wurde, ist hier in voller Länge verfügbar. Zudem ist im Ticker der Tagesschau ein Beitrag zum Interview erschienen, der hier abgerufen werden kann. 


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