am Institut für Germanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen

Bericht: Ausstellung ′Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung′ wurde in der Kongresshalle Gießen eröffnet

12.12.2018

11. Dezember 2018

Mit zahlreichen Grußworten, einer Einführung in die Ausstellung durch Dr. Aliaksandr Dalhouski von der Geschichtswerkstatt Minsk sowie einer musikalischen Begleitung des Abends durch das Streichquartett des Universitätsorchesters wurde am 11. Dezember in der Kongresshalle Gießen die Ausstellung „Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung“ eröffnet. Im Anschluss gab es einen kleinen Empfang sowie die Möglichkeit, die Ausstellung zu besichtigen.

Nach einer Begrüßung durch Prof. Dr. Thomas Bohn, Professor für Osteuropäische Geschichte am Historischen Institut der JLU, der die Ausstellung maßgeblich nach Gießen geholt hat, sprachen Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz, die Vizepräsidentin der Justus-Liebig-Universität, Prof. Dr. Verena Dolle, der Botschafter der Republik Belarus, Denis Sidorenko, die Geschäftsführerin des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerks (IBB), Dr. Astrid Sahm, der Vorsitzende des Landesverbandes im Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., Staatsminister a.D. Karl Starzacher, sowie der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Dr. Dow Aviv, Grußworte.
Einig waren sich alle Redner, dass der Wanderausstellung über den bislang nahezu unbekannten Vernichtungsort Malyj Trostenez, die nun bis zum 17. Januar 2019 als erste hessische Station in Gießen gezeigt wird, große Bedeutung zukommt, um den Menschen, die an diesem Ort ermordet wurden, zu gedenken. Insgesamt wurden an den verschiedenen Vernichtungsorten, die zu Malyj Trostenez zählen, etwa 40.000 bis 60.000 Menschen ermordet, eine genaue Rekonstruktion der Zahlen ist jedoch kaum möglich. In den Jahren 1941/42 wurden 15.500 Juden aus mehr als 250 hessischen Dörfern und Städten über die Sammellager Frankfurt, Kassel und Darmstadt deportiert. Das Ghetto Minsk war das Ziel des Frankfurter Deportationszuges vom November 1941 mit über 1000 Juden. Dem Gedenkbuch des Bundesarchivs (www.bundesarchiv.de/gedenkbuch) zufolge lassen sich die Geburtsorte von 23 deportierten Juden aus Hessen auf die Stadt oder den Kreis Gießen zurückführen. Ziehe man Deportationszüge aus anderen Städten in Betracht, ließen sich die Namen von 48 Opfern kenntlich machen, die einen Bezug zu Gießen hatten, erläuterte Prof. Bohn. Astrid Sahm betonte die Bedeutung der Rekonstruktion von konkreten Einzelschicksalen, wie sie in der Gießener Ausstellung durch die Ergänzung lokaler Fallbeispiele, die von Studierenden der Justus-Liebig-Universität unter der Federführung von Prof. Bohn, präsentiert werden. Dow Aviv erklärte, dass ihn das Projekt als Vertreter der jüdischen Gemeinde in Gießen sehr berühre, die Erinnerung an den Holocaust und seine Lehren seien zentrale Bestandteile der jüdischen Identität, aber gehe darüber hinaus – ebenso wie der wachsende Antisemitismus, der in der jüdischen Gemeinde Besorgnis auslöse – alle Menschen etwas an: „Das Thema Gedenken bleibt von höchstem Wert“.

Seit November 2016 ist diese vom Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk Dortmund gemeinsam mit der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas konzipierte Ausstellung unterwegs, wie Aliaksandr Dalhouski erläuterte. Die Ausstellung wird durch das Auswärtige Amt und den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge gefördert. Dalhouski sprach zudem über die Geschichte des Vernichtungsortes Malyj Trostenez und die Entwicklung der zunächst sowjetischen Gedenkstätte hin zu einem nun entstehenden europäischen Gedenk- und Erinnerungsort. 2015 hat die Stadt Minsk mit der Errichtung einer Gedenkstätte am Vernichtungsort Malyj Trostenez begonnen, unterstützt vom Internationalen Bildungs- und Begegnungswerks (IBB) Dortmund, der Internationalen Bildungs- und Begegnungsstätte "Johannes Rau" (IBB) Minsk sowie weiterer Initiativen.  

Zum Rahmenprogramm der Ausstellung gehören im Dezember und Januar neben Vorträgen und Lesungen die Präsentation eines Dokumentarfilms, Führungen durch die Ausstellung und über die Gießener Stolpersteine. Zum Trägerkreis zählen neben der Stadt Gießen (Stadtarchiv, Volkshochschule) und der JLU (Arbeitsstelle Holocaustliteratur, Gießener Zentrum Östliches Europa, Historisches Institut), Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. Regionale Arbeitsgruppe Mittelhessen, die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Gießen-Wetzlar, die Jüdische Gemeinde Gießen und der Oberhessische Geschichtsverein Gießen e.V.

Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie hier. Das umfangreiche Begleitprogramm zur Ausstellung finden Sie hier.


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