am Institut für Germanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen

AHL durfte Bücherspende aus dem Nachlass von Prof. Dr. Gisela Distler-Brendel (JLU Gießen) entgegennehmen

07.02.2022

Januar 2022

Prof. Dr. Gisela Distler-Brendel war 1961 die erste hauptamtliche Lehrkraft im Fach „Musikerziehung“ an der damaligen Hochschule für Erziehung der Universität Gießen und wurde 1972 zur Professorin für Musikwissenschaft und Musikpädagogik ernannt. Am 11. Januar 2022 ist sie am Abend ihres 103. Geburtstages verstorben. Eine Kurzbiografie findet sich auf den Seiten des Instituts für Musikwissenschaft und Musikpädagogik der JLU hier

Geboren wurde Gisela Brendel am 11. Januar 1919 in eine bildungsbürgerliche Familie. Nach dem Abitur 1937 konnte sie in Hamburg 1939 noch das das staatliche Musiklehrerexamen ablegen. Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft – ihre Mutter war eine russischstämmige Jüdin und Brendel galt daher als ‚Mischling erstes Grades‘ – wurde sie jedoch nicht zum Musikstudium zugelassen. Da sie nicht in die Reichsmusikkammer aufgenommen wurde, war sie auch von einem Studien- und Berufsverbot betroffen. Ab 1941 konnte sie mit der Unterstützung der Cellistin Maimi Celina von Mirbach in Berlin jedoch ihr privates Klavierstudium bei Conrad Hansen und Elfriede Kolbe fortsetzen. Im Herbst 1942 nahm von Mirbach Gisela Brendel und zwei Monate später auch ihren Verlobten und späteren Ehemann, den Geiger Hubertus Distler zur Untermiete in Potsdam auf, wo sie dann verdeckt lebte. Ab Januar 1943 arbeitete Gisela Brendel als ‚arisches Mädchen‘ in einer Fabrik, wohin sie Maimi von Mirbach vermittelt hatte. Erst nach Kriegsende und der Geburt ihres Sohnes 1945 konnte sie als Pianistin, Cembalistin und Musikpädagogin öffentlich auftreten. 1958 wurde sie vom Pädagogischen Institut Jugenheim als künstlerische Lehrkraft eingestellt und nahm dort gleichzeitig ein Studium der Pädagogik auf. 1984 gründete sie mit Musikern des Gießener Stadttheaters das Gießener Barockensemble, das bis 1990 Konzerte veranstaltete. Ein besonderes Anliegen war ihr die Förderung komponierender Frauen. Auf ihre Anregung hin wurde im Jahr 2007 die Oper „Die Strandräuber“ von Ethel Smyth am Gießener Stadttheater neu inszeniert. Sie lebte viele Jahre in Pohlheim-Hausen. 2019 wurde in Anwesenheit von Repräsentanten der Universität, der Stadt und des Stadttheaters ihr 100. Geburtstag im Foyer des Stadttheaters gefeiert.

Dank der Initiative von Frau Dr. Heidrun Popovic, die Mitglied des Fördervereins der Arbeitsstelle Holocaustliteratur ist und mit Frau Prof. Distler-Brendel über viele Jahre sehr gut bekannt war, konnte die AHL nun einen Teil des umfangreichen Büchernachlasses von Prof. Distler-Brendel in Empfang nehmen, der zahlreiche Werke der Holocaustliteratur sowie zum Judentum in Osteuropa enthält. Wir danken an dieser Stelle Frau Dr. Popovic noch einmal ganz herzlich dafür!


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