am Institut für Germanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen

′Meinungsfreiheit als (halbjähriges) Schulfach′ - ein Plädoyer von Prof. Dr. Sascha Feuchert zur schulischen Neuordnung der Demokratiekompetenz auf der Online-Plattform RISE

23.02.2022

RISE soll einen medienpädagogischen Beitrag für die Präventionsarbeit und Demokratieförderung in Deutschland leisten, indem es jungen Menschen im Alter von 14 bis 26 Jahren mithilfe einer Online-Plattform jugendkulturelle Antworten auf islamistischen Extremismus bietet. Das Angebot umfasst darüber hinaus aber auch in einem breiten gesellschaftlichen Kontext die Themen Gender, Pluralismus, Werte und Religion, Rassismus und Gesellschaftskritik. RISE unterstützt zudem Fachkräfte etwa mit Hintergrundinformationen und audiovisuellen Lernmaterialien. Das Projekt wird vom Institut für Medienpädagogik (JFF) in Kooperation mit ufuq.de (Pädagogik zwischen Islam, Islamfeindlichkeit und Islamismus), Parabol Medienzentrum, Vision Kino und Jugenschutz.net durchgeführt und durch die Beauftrage der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert.

In seinem Beitrag auf der Online-Plattform schlägt Sascha Feuchert vor, Meinungsfreiheit als (halbjähriges) Schulfach einzurichten. Meinungsfreiheit als Grundrecht müsse in den Schulen dringend in den Fokus geraten und Schülerinnen und Schüler müssten unterschiedliche Dimensionen der Meinungsfreiheit und auch die Geschichte der Zensur kennenlernen. So könnten sie sich "eine differenzierte freedom-of-speech-literacy aneignen, die sie ganz anders dazu befähigt, in ihrem Alltag, der wie niemals zuvor vom Umgang mit Medien bestimmt ist, zu agieren."
Dafür müssten sie über jene „robuste Zivilität“ verfügen, die der britische Politikwissenschaftler Timothy Garton Ash als Grundbedingung für die Aufrechterhaltung der Meinungsfreiheit unter den neuen globalen und mulitmedialen Bedingungen definiert. "Robust heißt hier unter anderem, es aushalten zu können, dass unterschiedliche Meinungen existieren und vor allem dass Meinungsfreiheit auch bedeutet, dass andere die eigene Meinung kritisieren und mitunter deutlich zurückweisen (können). Gerade die sogenannten Querdenker*innen und Wutbürger*innen verfallen angesichts der von ihnen als Mainstream denunzierten Mehrheitsmeinung in ihr wütendes Geschrei, dass jede Kritik an ihren mitunter abstrusen Positionen oder schon deren Nichtbeachtung eine Einschränkung ihrer Meinungsfreiheit sei. Diese radikale (und intendierte) Verwechslung von Meinungsfreiheit und Freiheit von Kritik gilt es, immer wieder freizulegen", so Feuchert.
Den Beitrag von Sascha Feuchert finden Sie hier.

Die zehn Prinzipien der Meinungsfreiheit von Garton Ash finden Sie unter https://freespeechdebate.com/.

 


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