Die Arbeitsstelle Holocaustliteratur trauert um Guy Stern

Der Literaturwissenschaftler und Holocaust-Überlebende Guy Stern arbeitete unermüdlich für die Werte der Demokratie und Humanität und war wiederholt (zuletzt 2014) zu Vorträgen zu Gast an der AHL. 1922 in Hildesheim geboren, emigrierte er im Alter von 15 Jahren in die USA, was ihm das Leben retten sollte; seine zurückgebliebene jüdische Familie wurde im Holocaust ermordet. Nachdem er 1943 amerikanischer Staatsbürger geworden war, meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst und wurde zu einem der „Ritchie Boys“, einer vorwiegend aus Emigranten gebildeten Einheit des US-amerikanischen militärischen Nachrichtendienstes, die im Camp Ritchie, Maryland, ihre Ausbildung erfuhr. Nach der Landung der Alliierten in der Normandie gehörte er zu einem Team der IPW (Interrogators of Prisoners of War) in Frankreich, das Befragungen von Kriegsgefangenen und Überläufern durchführte. Nach Kriegsende beendete er sein Studium der Romanistik und Germanistik und lehrte als Professor in verschiedenen amerikanischen und – im Rahmen von Gastprofessuren – auch deutschen Universitäten. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehörte die Exilliteratur. Er war zudem u.a. Direktor eines Instituts des Holocaust-Museums in Detroit und Präsident des PEN Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland. Unter seinen autobiografischen Schriften erschien zuletzt das Buch „Wir sind nur noch wenige: Erinnerungen eines hundertjährigen Ritchie Boys“ (2022), übersetzt von Susanna Piontek. Am 7. Dezember 2023 ist Guy Stern im Alter von 101 Jahren in Detroit, Michigan, verstorben.

Weiteres über Guy Stern finden Sie hier.