am Institut für Germanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen

"Volksverräter" zum Unwort des Jahres 2016 gewählt

11.01.2017

Das Unwort des Jahres 2016 lautet "Volksverräter". Der Begriff sei "ein typisches Erbe von Diktaturen, unter anderem der Nationalsozialisten", so die Begründung der  "Unwort-Jury".

In der Begründung der Jury heißt es weiter, Anhänger von Pegida, AfD und ähnlichen Initiativen würden den Begriff als plakativen und polemischen Vorwurf gegenüber Politikern verwenden. Er sei undifferenziert und diffamierend und würde "das ernsthafte Gespräch und damit die für Demokratie notwendigen Diskussionen in der Gesellschaft" abwürgen. In diesem Jahr wurden keine weiteren Ausdrücke nominiert, "um der mit der Wahl ausgedrückten Kritik an dem derzeit in sozialen Netzwerken, aber auch in der Politik zunehmenden Sprachgebrauch mit faschistischem und fremdenfeindlichem Hintergrund mehr Gewicht zu verleihen".

Die "Unwort-Aktion" gibt es seit 1991. Die Jury sitzt in Darmstadt und bezeichnet sich als sprachkritische Initiative, die auf öffentliche Formen des Sprachgebrauchs aufmerksam machen und dadurch das Sprachbewusstsein und die Sprachsensibilität in der Bevölkerung fördern möchte, etwa im Hinblick auf Begriffe, die gegen das Prinzip der Menschenwürde oder der Demokratie verstoßen, die einzelne gesellschaftliche Gruppen diskriminieren oder euphemistisch, verschleiernd oder gar irreführend sind.
Die "Unwort"-Jury besteht im Kern aus vier Sprachwissenschaftlern und einem Journalisten. Neben dieser Jury wählt davon getrennt die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden das Wort des Jahres.


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