am Institut für Germanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen

Gedenken an Erich Mühsam

10.07.2017

Heute jährt sich sein Todestag zum 83. Mal

Vor genau 83 Jahren, am 10. Juli 1934, wurde der Schriftsteller, Publizist und Kriegsgegner Erich Mühsam im KZ Oranienburg ermordet. Mühsam wurde kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten verhaftet und nach über 16-monatiger „Schutzhaft“ von SS-Männern im KZ Oranienburg  grausam ermordet.

Wir erinnern an seine bedeutenden literarischen Werke, etwa das Gedicht "Der Gefangene":


Ich hab's mein Lebtag nicht gelernt,
mich fremdem Zwang zu fügen.
Jetzt haben sie mich einkasernt,
von Heim und Weib und Werk entfernt.
Doch ob sie mich erschlügen:
Sich fügen heißt lügen!

Ich soll? Ich muß? ­ Doch will ich nicht
nach jener Herrn Vergnügen.
Ich tu nicht, was ein Fronvogt spricht.
Rebellen kennen beßre Pflicht,
als sich ins Joch zu fügen.
Sich fügen heißt lügen!

Der Staat, der mir die Freiheit nahm,
der folgt, mich zu betrügen,
mir in den Kerker ohne Scham.
Ich soll dem Paragraphenkram
mich noch in Fesseln fügen.
Sich fügen heißt lügen!

Stellt doch den Frevler an die Wand!
So kann's euch wohl genügen.
Denn eher dorre meine Hand,
eh ich in Sklavenunverstand
der Geißel mich sollt fügen.
Sich fügen heißt lügen!

Doch bricht die Kette einst entzwei,
darf ich in vollen Zügen
die Sonne atmen ­ Tyrannei !
Dann ruf ich's in das Volk: Sei frei!
Verlern es, dich zu fügen!
Sich fügen heißt lügen!


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Arbeitsstelle Holocaustliteratur
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