am Institut für Germanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen

"Appelle an Angst und Hass": Dr. Jörg Osterloh sprach am 26. Januar anlässlich des Holocaust-Gedenktags am 27. Januar in einem Online-Vortrag der AHL und des LZG über sein neu

27.01.2021

„Ausschaltung der Juden und des jüdischen Geistes. Nationalsozialistische Kulturpolitik 1920-1945“ 

Am 27. Januar 1945 – vor 76 Jahren – wurde das ehemalige Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau durch Soldaten der Roten Armee befreit. Auschwitz steht seither wie kein anderes Lager für die Verbrechen der Deutschen und wurde zum Symbol für den Mord an den europäischen Juden.

Anlässlich des Gedenktags am 27. Januar hatte das Literarische Zentrum Gießen in Zusammenarbeit mit der Arbeitsstelle Holocaustliteratur Dr. Jörg Osterloh (Mitarbeiter des Fritz Bauer Instituts und Lehrbeauftragter an der Goethe-Universität Frankfurt am Main) zu einem Online-Vortrag eingeladen. Über 70 Teilnehmer kamen zur ersten digitalen Veranstaltung der AHL und des LZG in diesem Jahr.

In seinem Vortrag thematisierte Jörg Osterloh die nationalsozialistische Kulturpolitik von 1920 bis 1945 unter sehr unterschiedlichen Gesichtspunkten. Deutlich wurde, dass die Angst oder der Vorwurf einer angeblichen „Verjudung“ von Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft nicht erst im Jahr 1933 begann, sondern eine lange Tradition hatte. Bereits im Februar 1920 forderte die NSDAP den Kampf gegen eine „zersetzende“ Kunst und Literatur, gegen eine drohende „Entartung“. Das grundsätzliche Ziel lautete: Alle Juden und alles „Jüdische“ sollte aus dem deutschen Kulturleben entfernt werden. Der Gegensatz von „kulturschaffenden Ariern und kulturzerstörenden Juden“ wurde durch „Appelle an Angst und Hass“ gesellschaftlich immer weiter gefestigt, so Osterloh. Der systematisierte und organisierte Ausschluss von Juden aus dem Kulturleben sei dann mit dem Erlass des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 und mit der Gründung der Reichskulturkammer im September desselben Jahres erfolgt. 

In einer anschließenden Diskussions- und Fragerunde wurde unter anderem auch auf heutige kommunale Kulturpolitik eingegangen, die ein zentrales Feld rechter Ideologien bildet. Deutlich wurde, dass die Kenntnisse der Strukturen und Entwicklungen der damaligen Zeit für uns heute von zentraler Bedeutung sind, um gegenwärtigen rechten Tendenzen entschieden entgegenzutreten. 

 

 


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