„Völlige Umkehrung von Realitäten und Verantwortung“ – Dr. Jan Kreutz stellte auf Einladung der AHL seine biografische Studie zu NS-Täter Erich von dem Bach-Zelewski vor

Anlässlich des 80. Jahrestags des Beginns der Nürnberger Prozesse präsentierte der Historiker Dr. Jan Kreutz am 2. Dezember im Oberseminar zur Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der JLU Gießen seine jüngst im Wallstein Verlag erschienene Dissertation „Erich von dem Bach-Zelewski. Karrieren der Gewalt zwischen Kaiserreich und Bundesrepublik“. Darin zeichnet Kreutz den Werdegang des NS-Verbrechers Erich von dem Bach-Zelewski nach, der als „Höherer SS- und Polizeiführer Russland-Mitte“ maßgeblich an der Radikalisierung der Ermordung der sowjetischen Jüdinnen und Juden beteiligt war. Bach-Zelewski sei dabei, so Kreutz, „kein reiner Schreibtischtäter“ gewesen: Er habe die von ihm organisierten Mordaktionen häufig persönlich begleitet und sich teilweise selbst an den Tötungen beteiligt. Diese Gewaltausübung habe ihm als Mittel gedient, um sich im Machtgefüge der SS als besonders „effizienter und kompromissloser Manager der Gewalt“ zu profilieren.

Auf der Grundlage von Tagebüchern, Briefen und anderen autobiografischen Ego-Dokumenten zeigte Kreutz zudem, wie Bach-Zelewski die erlebte und von ihm ausgeübte Gewalt schriftlich verarbeitete und wiederholt neue Selbstnarrative entwickelte, um seine individuelle Verantwortung zu relativieren.

Einen ausführlichen Bericht zur Veranstaltung finden Sie hier auf unserer Homepage.
Eine Besprechung der Veranstaltung von Heidrun Helwig ist zudem im Gießener Anzeiger erschienen und online hier abrufbar.