Anlässlich des Gedenkens an die Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wird die Holocaustüberlebende Dr. Eva Umlauf in einer vom Auschwitz-Komitee in der Bundesrepublik Deutschland e.V. organisierten Vortragsreihe im Raum Mittelhessen über ihre Erlebnisse als Überlebende des Konzentrationslagers Auschwitz sprechen. Gefördert wird die Veranstaltungsreihe durch die Hessische Landeszentrale für politische Bildung.
Die Termine für die Veranstaltungen in der Reihe finden Sie unten. Im Vortrag erzählt Eva Umlauf als eine der jüngsten Überlebenden von ihrem Leben nach Auschwitz. An die Zeit im Lager kann sie sich nicht erinnern, aber die Erlebnisse und das Erbe der Vergangenheit prägen bis heute ihren gesamten Lebensweg und den ihrer Familie.
Geboren wurde Eva Umlauf als Eva Hecht am 19. Dezember 1942 im Arbeitslager Nováky in der Slowakei. Die jüdischen Eltern waren dort zur Zwangsarbeit gezwungen. Mit dem letzten Transport aus Sered/Slowakei wurde Eva dann mit ihren Eltern nach Auschwitz deportiert, wo sie am 3. November 1944 eintrafen. Ihren Vater sah sie hier zum letzten Mal. Nach einem Todesmarsch starb er im Außenlager Melk des KZ Mauthausen am 20. März 1945.
Bei der Evakuierung des KZ Auschwitz und dem Beginn der Todesmärsche in Richtung Westen blieben Eva und ihre schwangere Mutter im Lager zurück. Am 27. Januar 1945 wurden sie dort befreit. Eva war schwer krank, ihr Überleben eher unwahrscheinlich. Auch nach der Befreiung blieb die Mutter mit ihrer Tochter daher vorerst im Lager. Nach der Geburt der Schwester Nora im April 1945 reisten sie dann im Juni zurück in ihre Heimat. Die Mutter nahm zudem den elternlosen 6-jährigen Tommy mit, der ebenfalls aus ihrer Stadt Trencin stammte. Dort angekommen stellten sie fest, dass keiner aus ihrer Familie überlebt hatte.
Eva Hecht studierte in Bratislava Medizin, wurde in Kinderheilkunde promoviert und zog 1967 nach München, wo sie als Klinikärztin arbeitete, später eine Kinderarztpraxis betrieb und bis heute als Psychotherapeutin tätig ist. Im Januar 2011 sprach Eva Umlauf bei der Gedenkfeier in Auschwitz, seither engagiert sie sich als „Zeitenzeugin“. ‚Zeitzeuge‘ klingt in meinen Ohren schablonenhaft, apodiktisch, während der Plural ‚Zeiten‘ bereits verschiedene Perspektiven und Zeitströme andeutet. „Ein ‚Zeitenzeuge‘ entgeht der Gefahr, auf die eine Zeitzeugenschaft reduziert zu werden“, schreibt sie in ihren Erinnerungen, die sie unter dem Titel „Die Nummer auf deinem Unterarm ist blau wie deine Augen“ 2016 zusammen mit Stefanie Oswalt im Verlag Hoffmann und Campe veröffentlicht hat. Weitere Informationen zum Buch finden Sie hier.
Vortragstermine im November 2022:
- 8. Nov., 9:30 Uhr Herborn im Johanneum sowie 19:00 Wiesbaden in der jüdischen Gemeinde
- 9. Nov., 10:30 Uhr Walldorf im Gymnasium sowie 19:00 Herborn im Johanneum
- 10. Nov., 10:00 Uhr Wiesbaden in der Dilthey-Schule sowie 18:00 Uhr Pohlheim in der Adolf-Reichwein-Schule