Vor 77 Jahren, am 27. Januar 1945, befreiten Soldaten der Roten Armee das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen erklärte im Jahr 2005 das Datum der Befreiung des größten nationalsozialistischen Lagers zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust. In Deutschland ist der 27. Januar seit 1996 ein bundesweiter, gesetzlich verankerter Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. „Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen“, betonte der damalige Bundespräsident Roman Herzog in seiner Proklamation. Vor dem Hintergrund des wiedererstarkenden Antisemitismus ist dieser Appell heute erneut von höchster Dringlichkeit.
Anlässlich des 77. Jahrestages der Befreiung begeht das Europäische Parlament in Brüssel eine Gedenkveranstaltung zu Ehren der Opfer des Holocaust. Nach einer Begrüßungsansprache durch die Präsidentin des Europäischen Parlaments, Roberta Metsola, spricht die 100-jährige Holocaust-Überlebende Margot Friedländer zu den Abgeordneten. Friedländer, geboren 1921 als Margot Bendheim in Berlin-Kreuzberg, überlebte als einziges Mitglied ihrer Familie die Verfolgung und den Krieg im Untergrund in Berlin sowie das Konzentrationslager Theresienstadt. Ihre Eltern und ihr Bruder wurden in Auschwitz ermordet. In einer gemeinsamen Schweigeminute zu Ehren der Opfer des Nationalsozialismus findet die Zeremonie ihren Abschluss.
Die Gedenkveranstaltung beginnt um 12:30 Uhr und kann hier live verfolgt werden.
Auch der Bundestag gedenkt ab 10 Uhr im Plenarsaal des Reichstagsgebäudes den Opfern des Nationalsozialismus. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas eröffnet die Veranstaltung. Danach wird die Holocaust-Überlebende Dr. h. c. Inge Auerbacher ihre Gedenkrede halten. Als Siebenjährige wurde sie 1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und kam nach dessen Befreiung zunächst in ein Flüchtlingslager für sogenannte „displaced persons“ in Stuttgart. Im Jahr 1990 wurden ihre Kindheitserinnerungen unter dem Titel „Ich bin ein Stern“ erstmals in deutscher Übersetzung publiziert. Im Anschluss spricht der Präsident des israelischen Parlaments, Mickey Levy. Der 70-Jährige ist seit Juni 2021 Sprecher der Knesset und gehört der liberalen Partei „Yesh Atid“ an. Die Gedenkstunde wird zudem musikalisch begleitet. Mit ihren Werken vertreten sind unter anderem Komponisten, die in Theresienstadt interniert waren, wie etwa Hans Krása oder Lena Stein-Schneider.
Weitere Informationen sowie den Link zum Livestream finden Sie hier.