Die Arbeitsstelle Holocaustliteratur und die Hessische Landeszentrale für politische Bildung laden am Mittwoch, den 30. Oktober 2024, um 16 Uhr zu einem der letzten Gespräche mit dem Holocaust-Überlebenden Ivar Buterfas-Frankenthal in den „Dr. Abraham-Bar-Menachem-Hörsaal“ (HS 5) am Campus der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften (JuWi), Licher Str. 68., 35394 Gießen, ein. Der Eintritt ist frei. Um Anmeldung über Sekretariat.ahl@uni-giessen.de wird gebeten. Alle Interessierten sind herzlich willkommen.
Ivar Buterfas-Frankenthal wurde 1933 in Hamburg als jüngstes von acht Kindern geboren. Seine Mutter war christlichen, sein Vater jüdischen Glaubens. Dies machte ihn für die Nationalsozialisten zu einem sogenannten Halbjuden. Buterfas-Frankenthal wurde – gerade einmal fünf Jahre alt – der Schule verwiesen. Sein Vater war von 1934 bis 1945 in verschiedenen Konzentrationslagern inhaftiert. 1942 wurde die Familie staatenlos, die Mutter flüchtete mit den acht Kindern nach Polen, da die Deportation drohte. Ein Jahr später kehrten sie zurück nach Hamburg und versteckten sich dort bis Kriegsende im Mai 1945. Die Demütigungen und Bedrohungen dauerten jedoch an, denn erst 1964 sollte Buterfas-Frankenthal seine deutsche Staatsbürgerschaft wiedererlangen. Nun sind er und seine Frau Dagmar Buterfas-Frankenthal, die er 1955 heiratete, als Zeitzeug:innen an Schulen und Universitäten gegen Populismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus aktiv. Für sein Engagement für die Demokratie wurde er mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse im Jahr 2020.
Seine Lebensgeschichte schrieb Buterfas-Frankenthal mehrfach nieder: 1995 veröffentlichte er seine Memoiren „Sunny Goj“. Mit „Mut ist nicht Leichtsinn – Ich musste eine Lücke schließen“ (2007) und „Ich lass‘ mich nicht zum Schweigen zwingen“ (2010) folgten zwei Fortsetzungen. Sein viertes und jüngstes Buch, das er gemeinsam mit seiner Frau, Dagmar verfasste, erschien im Jahr 2022 unter dem Titel „Von ganz, ganz unten“.
In Kooperation mit der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung und mit freundlicher Unterstützung der Ernst-Ludwig-Chambré-Stiftung zu Lich.