am Institut für Germanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen

Die Arbeitsstelle Holocaustliteratur trauert um Anna Mettbach

24.11.2015

Mit großer Betroffenheit und Trauer haben wir vom Tode Anna Mettbachs erfahren.

Die Sintezza wurde im Januar 1926 in Ulfa bei Nidda (Oberhessen) geboren und mit 16 Jahren nach Auschwitz deportiert. Von dort wurde sie im August 1944 in das Konzentrationslager Ravensbrück verschleppt und von dort weiter zur Zwangsarbeit zu Siemens im sächsischen Wolkenburg. Kurz vor Kriegsende wurde sie auf einen „Todesmarsch“ in das KZ Dachau geschickt.

Sie überlebte und lernte in Frankfurt ihren zukünftigen Ehemann Ignatz Mettbach aus Gießen kennen, der das KZ Buchenwald überlebt hatte. Seitdem lebte sie in Gießen und nach den Brandanschlägen in Mölln trat sie ab 1992 immer wieder öffentlich auf und erinnerte als Zeitzeugin an den Völkermord an den Sinti und Roma im Holocaust. Sie berichtete Schulklassen von ihren Erlebnissen und hielt diese in einem Buch unter dem Titel „Wer wird die nächste sein?“ (Brandes & Apsel 1999) fest. Auch an der Arbeitsstelle war Anna Mettbach zuletzt im Juni 2012 zu Gast. Mit rund 60 Studierenden sprach sie über ihre Erfahrungen, die sie als erst 16-Jährige im sogenannten Zigeunerlager von Auschwitz machen musste. Am Ende des Gesprächs erklärte sie, dass sie die Kraft für ihr Berichten daher nehme, "für die zu sprechen, die nicht mehr sprechen können".

Im August 2012 wurde ihr für ihr Engagement von Bundespräsident Joachim Gauck die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen und vom hessischen Ministerpräsident Volker Bouffier überreicht. Im selben Jahr wurde sie zudem mit der Hedwig-Burgheim-Medaille geehrt, der höchsten Auszeichnung der Stadt Gießen. Sie ist nach der Pädagogin benannt, die von 1920 bis 1933 das Fröbel-Seminar für Kindergärtnerinnen in Gießen leitete und 1943 in Auschwitz ermordet wurde.

Wir werden uns immer in tiefem Respekt und mit großer Dankbarkeit an Anna Mettbach erinnern. Unser tiefes Mitgefühl gilt in diesen Tagen Anna Mettbachs Familie und Freunden. 


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Arbeitsstelle Holocaustliteratur
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