am Institut für Germanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen

Dokumentarfilm ′Linie 41′ wurde in Gießen gezeigt, Gespräch mit Protagonist und Regisseurin

29.05.2019

28. Mai 2019

In einer gemeinsamen Veranstaltung zeigten die Fachjournalistik Geschichte, die Osteuropäische Geschichte, die Zeitgeschichte, das Zentrum für Medien und Interaktivität und die Arbeitsstelle Holocaustliteratur am 28. Mai im Kinocenter Gießen den Dokumentarfilm „Linie 41" (2015) von Regisseurin Tanja Cummings.

Er zeigt vor allem die Spurensuche von Natan Grossmann (geboren 1927) in Lódz. Als Jugendlicher war Grossmann dort vier Jahre im „Getto Litzmannstadt“ gefangen. Der Film begleitet auch Jens-Jürgen Ventzki, der ebenfalls versucht, in Lódz seine Familiengeschichte zu rekonstruieren. Sein Vater bekleidete dort im Nationalsozialismus als Oberbürgermeister einen hohen Posten und blieb Zeit seines Lebens überzeugter Nationalsozialist.

Im Anschluss an den Film fand ein durch Prof. Dr. Ulrike Weckel (Fachjournalistik Geschichte, JLU Gießen) moderiertes Gespräch mit dem Protagonisten Jens-Jürgen Ventzki und Regisseurin Tanja Cummings statt, bei dem auch das Publikum die Gelegenheit hatte, Fragen zu stellen. Ihre Beschäftigung mit dem Getto Lodz habe im Grunde mit der Literatur begonnen, so erklärte Cummings. Vor allem die Tatsache, dass die Straßenbahnlinie 41 mitten durchs 1940 errichtete Getto fuhr und so das Leid der inhaftierten Juden und Jüdinnen für alle sichtbar gewesen sei, habe sie sehr beschäftigt. Für den Film habe sie 150 Stunden Material gedreht, die Auswahl für den 100 Minuten langen Dokumentarfilm sei daher sehr schwierig gewesen. Wichtig sei, dass sich der Zuschauer nach einzelnen Sequenzen nicht in einer bestimmten Stimmung „einrichten" sollte und der Film keine bestimmte Botschaft transportieren möchte. Entscheidend seien vor allem die Orte gewesen, die für Natan Grossmann von Bedeutung gewesen seien und die er habe besuchen wollen. 

Ventzki erläuterte, dass er sich erst spät mit der Rolle seines Vaters auseinandergesetzt habe. Er habe ihn als durchaus liebevoll erfahren. Aber er sei auch ein Kriegsverbrecher gewesen und dieses Wissen habe sein Bild vom Vater grundlegend verändert. „Diese beiden Väter muss ich miteinander in Einklang bringen", so Ventzki, der bereits mehrere Male auf Einladung der Arbeitsstelle Holocaustliteratur nach Gießen gekommen ist. 

Weitere Informationen zum Film finden Sie hier:
FILM WEBSITE: http://www.linie41-film.net
TRAILER: https://vimeo.com/150425215

 


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Arbeitsstelle Holocaustliteratur
Otto-Behaghel-Str. 10 B / 1 · D-35394 Gießen · Deutschland
arbeitsstelle.holocaustliteratur@germanistik.uni-giessen.de
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