Dr. h.c. Hans Sarkowicz: Verschwiegen, verdrängt, aber nicht vergessen. Die öffentliche Debatte über Holocaust und Zwangsarbeit in der Bundesrepublik und in der DDR
regelmäßiger Termin ab 28.04.2024, wöchentlich Mo. 12:00-14:00 Uhr
Phil. I, B 210
Die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen war im Westen und im Osten Deutschlands unterschiedlich. Während die politische und kulturelle Atmosphäre der frühen Bundesrepublik durch ein „lautstarkes Beschweigen“ gekennzeichnet war, das nur bei Intellektuellen und den (öffentlich-rechtlichen) Medien auf Kritik stieß, wurde in der DDR vor allem der kommunistische Widerstand herausgestellt, etwa bei der Einweihung der Gedenkstätte Buchenwald. Erst der Eichmann-Prozess und der Frankfurter Ausschwitz-Prozess setzten eine Debatte in Gang, die angesichts der Erfolge von rechtsradikalen Parteien und eines wachsenden Antisemitismus bis heute geführt wird, sowohl in den alten als auch in den sog. neuen Medien. In dem Seminar wird ein (zeitgeschichtlicher) Überblick und eine Einordnung der verschiedenen Diskussionsstränge versucht. Im Mittelpunkt sollen dabei literarische Auseindersetzungen und die Berichterstattung durch die Medien stehen.
Jennifer Ehrhardt / Felix Luckau: Residential 2: „Future Thinking“ - Geschichte(n) bewahren, Zukünfte gestalten – Nachhaltiges Lernen über und aus dem Holocaust im globalen Kontext (Seminar mit Exkursion) (BA-LAS-07)
regelmäßiger Termin ab 28.04.2024, wöchentlich Mo. 14:00-16:00 Uhr
Phil. I, G 233
Exkursion: 07.06.2025, 9 bis 16 Uhr
Auch 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bleibt die Auseinandersetzung mit dem Holocaust von zentraler Bedeutung – nicht nur als Mahnung an die Vergangenheit, sondern auch als unverzichtbare Grundlage für eine gerechte(re) Gegenwart und Zukunft. In einer Zeit, in der sich Antisemitismus, Rassismus und nationalistische Weltbilder weltweit (wieder) verfestigen, bietet die Auseinandersetzung mit dem Holocaust eine wertvolle Gelegenheit, die Grundwerte von Demokratie, Menschenrechten und Frieden zu stärken und radikalen Ideologien entgegenzuwirken. Die UNESCO betrachtet Holocaust Education daher als integralen Bestandteil der Critical Global Citizenship Education, die im Rahmen der Agenda für nachhaltige Entwicklung eine Schlüsselrolle spielt.
Ziel des Seminars ist es, diese Rolle der Holocaust Education im Kontext der Demokratieförderung und der Sustainable Development Goals zu diskutieren. Besondere Schwerpunkte liegen auf Gedenkstätten als außerschulische Orte der Wissensproduktion, des Lernens und Gedenkens sowie auf der Bedeutung von Holocaustliteratur zur Förderung von Empathie und kritischem Denken. Eine ganztägige Exkursion zur Internationalen Gedenkstätte Hadamar am 7. Juni 2025 soll diese theoretischen Überlegungen vertiefen und als Grundlage für die anschließende Entwicklung eigener Projekte der Studierenden zur (regionalen) Erinnerungsarbeit im Rahmen ihres fachlichen Schwerpunkts dienen. Das Seminar zeichnet sich zudem durch Gastvorträge von Expertinnen und Experten aus verschiedenen Disziplinen und Institutionen aus und bietet dadurch einen interdisziplinären Ansatz.
Prof. Dr. Sascha Feuchert (mit Prof. Krystyna Radziszewska (Uni Lodz)): Hunger, Zwangsarbeit, Tod: Das Getto Lodz/Litzmannstadt (Seminar mit Exkursion)
Vorbereitungsseminar: 10.05.2025; Exkursion: 24.05.–28.05.2025
Das Seminar will vor Ort gemeinsam mit polnischen Studierenden den Spuren nachgehen, welche dieser "Krepierwinkel Europoas" (Oskar Rosenfeld) hinterlassen hat – in der heutigen Stadt Lodz und in den zahllosen Textzeugnissen, die bereits während der Existenz des zweitgrößten Gettos unter nationalsozialistischer Herrschaft zwischen 1940 und 1944 entstanden. Ein geringer Eigenanteil zu den Reisekosten ist von den Studierenden zu leisten; ein verbindliches Vorbereitungstreffen findet am 10.05.2025 von 9 bis 18 Uhr in Gießen statt, die Exkursion nach Lodz erstreckt sich dann von 24.05. bis 28.05.2025.
Prof. Dr. Sascha Feuchert: Holocaust- und Lagerliteratur: Theorie – Geschichte – Didaktik: Eine Einführung
regelmäßiger Termin ab 23.04.2024, wöchentlich Mi. 16:00-18:00 Uhr
Phil. I, B 128 (Karl-Wolfskehl-Saal)
Grundlage des Seminars ist die – digital verfügbare – Vorlesung zur Holocaust- und Lagerliteratur, die dann punktuell mit Lektüresitzungen vertieft werden soll. Auf diese Weise wird ein umfassender Überblick gegeben, der das Studium der Holocaust- und Lagerliteratur strukturieren kann.
Prof. Dr. Sascha Feuchert: Vom Bilderbuch zur Graphic Novel: Holocaust und Nationalsozialismus in graphischer Literatur
regelmäßiger Termin ab 24.04.2024, wöchentlich Do. 14:00-16:00 Uhr
Phil. I, B 009
Seit den 1980er Jahren wird der Holocaust auch in graphischer Literatur verhandelt: Während Bilderbücher in der Regel auf sehr junge Leserinnen und Leser abzielen (oft noch im Grundschulalter), sind Graphic Novels an ältere und erfahrene Rezipientinnen und Rezipienten gerichtet. Das Seminar versucht nachzuvollziehen, welchen Herausforderungen gerade die bildliche Darstellung der grauenhaften Geschichte gegenübersteht – und wie diesen von den unterschiedlichen Autorinnen und Autoren begegnet wurde.
Felix Luckau: Holocaust im Film: Chancen und didaktische Potenziale für den Deutschunterricht
regelmäßiger Termin ab 25.04.2024, wöchentlich Fr. 10:00-12:00 Uhr
Phil. I, B 106
Der Holocaust und das Medium Film sind seit der Ereignisgeschichte eng miteinander verbunden – sei es in der antisemitischen Propaganda der Nationalsozialisten, als Mittel der Konfrontation und Aufklärung durch die Alliierten in der Nachkriegszeit oder als ein zentrales Element der Aufarbeitung, der Erinnerung und des Gedenkens (vgl. Beyer 2021). Spätestens seit den 1990er Jahren hat die filmische Auseinandersetzung mit dem Holocaust verstärkt Einzug in Hollywood und den Mainstream gehalten.
Filme vermitteln scheinbar unmittelbare Einblicke in historische Ereignisse, die sonst als „unvorstellbar“ gelten. Dennoch bleibt ihr Potenzial im schulischen Kontext häufig ungenutzt. Dabei könnte der Deutschunterricht eine entscheidende Rolle übernehmen: Als „eigenständige Gedächtnisagentur“ (Feuchert/Mergen/Plien 2024) kann er nicht nur den Geschichtsunterricht ergänzen und Themen aufgreifen, die in der schulischen Auseinandersetzung oft zu kurz kommen, sondern vor allem auch die künstlerisch-mediale Verarbeitung des Holocaust thematisieren. Gleichzeitig ist der Film als narratives Medium von enormer (kultureller) Bedeutung ohnehin ein wichtiger Gegenstand des Deutschunterrichts und dort inzwischen auch in zahlreichen Curricula und Lehrplänen verankert (vgl. Kammerer/Maiwald 2021).
Ziel des Seminars ist es, diesen didaktischen Chancen und Potenzialen des Holocaust im Film für den Deutschunterricht nachzugehen. Anhand ausgewählter filmischer Beispiele (und ihrer literarischen Vorlagen) werden literatur- und filmdidaktische Ansätze und Verfahren erarbeitet und erprobt, um konkrete Einsatzmöglichkeiten im Deutschunterricht zu diskutieren.