am Institut für Germanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen

Über uns

Die Arbeitsstelle Holocaustliteratur

Die Arbeitsstelle Holocaustliteratur (AHL) an der Justus-Liebig-Universität (JLU) Gießen ist eine deutschlandweit einzigartige interdisziplinäre Einrichtung, die sich vornehmlich mit Texten der Holocaust- und Lagerliteratur, insbesondere mit Werken von Überlebenden der nationalsozialistischen Verbrechen, literaturwissenschaftlich und -didaktisch auseinandersetzt. Im Zentrum der Arbeit steht das Anliegen, diese Texte zu bewahren und ihre kritische Rezeption in Wissenschaft, Bildung und Öffentlichkeit zu fördern. Das Tätigkeitsspektrum der AHL reicht von literaturwissenschaftlicher Forschung und Editionsprojekten bis hin zu vielfältigen Bildungs- und Veranstaltungsformaten für universitäre und außeruniversitäre Zielgruppen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Ausbildung und Qualifizierung von Multiplikator:innen, etwa im Rahmen angeleiteter Exkursionen zu Gedenkstätten und historischen Orten oder im kontinuierlichen Dialog mit Schulen. Mit all ihren Aktivitäten möchte die AHL einen nachhaltigen Beitrag zur Holocaust Education leisten, nicht zuletzt, indem sie eine differenzierte, kritisch-reflektierte Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Gewaltgeschichte durch Literatur (im weitesten Sinne) stärkt.

Die AHL wurde 1998 am Institut für Germanistik gegründet und setzt sich personell aus festen, projektassoziierten und ehrenamtlichen Mitarbeitenden zusammen. Geleitet wird die Einrichtung von Prof. Dr. Sascha Feuchert, die Geschäftsführung obliegt Dr. Anika Binsch.

Forschung und Editionsarbeit

Im Zentrum der wissenschaftlichen Arbeit der AHL stehen literarische Zeugnisse von Holocaust-Überlebenden. Diese Texte sind bis heute von essenzieller Bedeutung für erinnerungskulturelle und bildungspolitische Diskurse, denn sie geben authentische Einblicke in das Erleben und Erinnern an den Holocaust. Gerade im Zuge des Übergangs von Zeitgeschichte zu Geschichte gewinnt jedoch die Frage zunehmend an Bedeutung, wie Gedenkarbeit künftig gestaltet werden kann, wenn die Zeitzeug:innen nicht mehr da sein werden. Ein zentrales Anliegen ist es daher, jene Texte, die sie uns hinterlassen haben, nicht nur zu bewahren, sondern auch ihren Wert für pädagogische, literaturdidaktische und gesellschaftliche Kontexte nutzbar zu machen.

Mit ihrer literaturwissenschaftlichen Forschung und editorischen Arbeit macht die AHL die historischen Erscheinungsformen von Antisemitismus, wie sie beispielsweise in den Selbstzeugnissen von Überlebenden zum Ausdruck kommen, ebenso sichtbar wie die Herausforderungen gegenwärtiger Erinnerungskultur. Gerade im digitalen Zeitalter, das durch Desinformation und geschichtsverzerrende Darstellungen geprägt ist, spielt die Fähigkeit zur kritischen Analyse von Erinnerungstexten und -narrativen eine zentrale Rolle in der politischen Bildung.

(Außer-)Universitäre Bildungs- und Veranstaltungsformate

Mit einem breiten Lehrangebot im Bachelor- und Lehramtsbereich sowie dem deutschlandweit einzigartigen Studienschwerpunkt „Holocaust- und Lagerliteratur“ im Masterstudiengang Germanistik institutionalisiert die AHL ihr Bildungsengagement an der JLU Gießen. In theoriebasierten und praxisnahen Lehrveranstaltungen erwerben Studierende, insbesondere angehende Deutschlehrkräfte, das medial-analytische sowie pädagogisch-didaktische Rüstzeug, um narrative Formen von Erinnerung zu verstehen und kritisch einzuordnen.

Ein Alleinstellungsmerkmal der AHL ist die enge Verzahnung des Studienschwerpunkts zur Holocaust- und Lagerliteratur mit regelmäßig angebotenen Exkursionsseminaren zu NS-Gedenkstätten, vor allem nach Auschwitz-Birkenau. Ziel ist die Qualifikation der Teilnehmenden als Gedenkstättenteamer:innen, die befähigt werden, eigenständig Gedenkstättenbesuche und Studienfahrten zu historischen Orten – insbesondere im schulischen Kontext – zu konzipieren und durchzuführen.

Die AHL versteht sich somit auch als Schnittstelle zwischen den verschiedenen Einrichtungen der Bildungsarbeit, wie Studienseminaren, Schulen und Gedenkstätten. In diesem Kontext führen die Mitarbeitenden der AHL zielgruppenorientierte Workshops und Expertengespräche mit Schulklassen und Jugendgruppen zu unterschiedlichen Themenfeldern der Holocaust- und Lagerliteratur durch. Zudem bieten sie Fort- und Weiterbildungen für Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst und im Schuldienst an. Somit wirkt die AHL in die erste und zweite Phase der Lehrkräftebildung hinein.

Ergänzt wird dieses Angebot durch dialogorientierte Veranstaltungsformate wie Zeitzeugengespräche, Lesungen und Podiumsdiskussionen, mit denen die AHL wissenschaftliche Erkenntnisse aktiv in die breite Öffentlichkeit trägt und einen weiteren Beitrag zu einer kritisch-reflektierten Gedenkkultur leistet.

Öffentlichkeitsarbeit und Social-Media-Nutzung der AHL

Eine zentrale Säule der AHL ist die breit aufgestellte Öffentlichkeitsarbeit. Neben klassischer Pressearbeit betreibt die AHL aktive Social-Media-Kanäle und veröffentlicht einen regelmäßig erscheinenden Newsletter. Über diese Kanäle informiert sie nicht nur über eigene Veranstaltungen, Forschungsprojekte und Publikationen, sondern macht auch auf externe Angebote zu den Themen Holocaust, Nationalsozialismus, Antisemitismus- und Rechtsextremismusprävention/-bekämpfung aufmerksam. Aktuell finden Sie uns auf Instagram, Facebook und Mastodon.

Der Förderverein der Arbeitsstelle Holocaustliteratur e. V.

Getragen wird das Engagement der AHL auch von einem eigenen Förderverein, der nicht nur Gelder für studentische Mitarbeitende bereitstellt, sondern auch die Projekte und Publikationen der AHL mitfinanziert und so oft erst ermöglicht. Darüber hinaus versteht sich der Förderverein als Plattform bürgerschaftlicher Teilhabe: Er eröffnet allen Interessierten die Möglichkeit, sich aktiv für historisch-politische Bildungsarbeit einzusetzen. Weitere Informationen zum Förderverein finden Sie hier.


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Arbeitsstelle Holocaustliteratur
Otto-Behaghel-Str. 10 B / 1 · D-35394 Gießen · Deutschland
arbeitsstelle.holocaustliteratur@germanistik.uni-giessen.de
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