Die Arbeitsstelle Holocaustliteratur gedenkt dem ehemaligem Lehrer und Lokalhistoriker Hanno Müller

Bereits als Jugendlicher beschäftigte sich der Steinbacher mit der Geschichte der Juden und Jüdinnen in seinem Heimatort: Er sprach mit Einheimischen, recherchierte akribisch in Archiven, identifizierte ehemalige jüdische Einwohner:innen und verfolgte jüdische Familiengeschichten in Steinbach bis ins 18. Jahrhundert. Dabei stieß Müller immer wieder auf Antisemitismus in den Dokumenten, auch weit vor 1933. Die Ergebnisse dieser Recherchen mündeten in seiner ersten Publikation „Juden in Steinbach“. 

Dieser Lokalgeschichte folgten in seiner langjährigen Beschäftigung zahlreiche weitere Schriften, die das jüdische Leben in Butzbach, Hungen, Lich, Gießen und vielen anderen Orten Oberhessens rekonstruierten und dokumentierten. Auch nach seiner krankheitsbedingten Pensionierung im Jahr 2002 widmete er sich weiter diesem Ziel. Müller fand über die Jahre auch viele Wegbegleiter:innen, Mitautor:innen und andere Helfer:innen, die die mühevolle Arbeit unterstützten. So durften auch die Ernst-Ludwig-Chambré-Stiftung und die Arbeitsstelle Holocaustliteratur mit ihm zusammenarbeiten, etwa bei der Publikation „Juden in Friedberg“. Darüber hinaus gab er seine Schriften an jüdische Institutionen in der Region und an Nachfahren jüdischer Familien weiter. Diese mühevolle Arbeit wurde im Laufe der Jahre auch mit zahlreichen Preisen gewürdigt:  Unter anderem erhielt er 2009 den Hessischen Verdienstorden am Bande, 2013 den Obermayer German Jewish History Award, 2018 die Hedwig-Burgheim-Medaille der Stadt Gießen und 2022 die Bürgermedaille der Stadt Butzbach. Hanno Müllers Verdienst ist es, vielen jüdischen Familien in Oberhessen ihre Geschichte wiedergegeben und ihre Identität für die Gegenwart und Zukunft bewahrt zu haben. Wir werden seine Akribie und sein unermüdliches Engagement vermissen.