Ziel des Projekts ist es, die frühen Texte der deutschsprachigen Holocaust- und Lagerliteratur aus den Jahren 1933 bis 1949 bibliografisch in einer Online-Datenbank zu erfassen. Auf diese Weise werden Texte, die weitgehend aus dem kollektiven Gedächtnis verdrängt sind, wieder zugänglich gemacht und für öffentliche, wissenschaftliche sowie didaktische Kontexte erschlossen.
Ein aktuelles Teilprojekt, das durch das Land Hessen gefördert wird, widmet sich der weiteren Aufbereitung dieser digital zugänglichen Volltexte aus der DIGISAM-Sammlung zur „Frühen Holocaustliteratur“ (https://digisam.ub.uni-giessen.de/ubg-ihd-fhl). Mithilfe eines KI-gestützten Verfahrens zur Eigennamenerkennung (Named Entity Recognition, kurz: NER) werden darin enthaltene Personen-, Orts- und Körperschaftsnamen automatisch erkannt, um die Texte künftig gezielter durchsuchen und analysieren zu können.
Das Erinnerungsgebot an den Holocaust besitzt nach wie vor eine hohe politische und gesellschaftliche Relevanz. Schon bald wird es jedoch keine unmittelbaren Zeugen der NS-Verbrechen mehr geben. Übrig bleiben dann „nur“ noch die Texte, die von der Katastrophe zeugen und diese dokumentieren. Diese „Testamente“ der individuellen Erinnerungen gilt es zu bewahren, in vielen Fällen sogar noch zu erschließen und einer kollektiven Erinnerung nach der Zeitzeugenschaft zugänglich zu machen.
Den frühen Texten der Holocaust- und Lagerliteratur kommt dabei ein besonderer Stellenwert zu: Zum einen stehen diese literarischen Darstellungen von Verfolgungs- und Lagererfahrungen am Anfang des deutschsprachigen Diskursfeldes über den Holocaust und nehmen damit eine gattungskonstituierende und -prägende Rolle ein. Zum anderen legen die Texte ein doppeltes Zeugnis ab: von den nationalsozialistischen Verbrechen selbst, zu denen sie in unmittelbarer zeitlicher und räumlicher Nähe stehen, aber auch von den spezifischen Entstehungskontexten. Häufig zeichnen sie sich zudem durch einen stark didaktisierenden und politischen Charakter aus.
Gerade diese frühen Texte sind jedoch in weiten Teilen vergessen und aus dem kollektiven Gedächtnis verdrängt worden. Ihre Sichtbarmachung und nachhaltige digitale Sicherung ist daher ein zentrales Anliegen des Projekts.
Namen, Orte, Erinnerung(en) – NER-basierte semantische Modellierung der „Frühen Holocaustliteratur“ in den Digitalen Gießener Sammlungen
Das durch das Land Hessen geförderte Teilprojekt zielt darauf, die digitalen Volltexte der DIGISAM-Sammlung „Frühe Holocaustliteratur“ technisch und inhaltlich weiter zu erschließen. Mithilfe eines KI-gestützten Verfahrens zur automatisierten Eigennamenerkennung (Named Entity Recognition, kurz: NER) werden die bereits digitalisierten und OCR-verarbeiteten Volltexte systematisch auf Erwähnungen historischer Personen, Körperschaften, Orte und Themen hin analysiert und mit Normdaten verknüpft. Dies verbessert die Durchsuchbarkeit der Sammlung, schafft Anbindungen an externe Forschungsinfrastrukturen und eröffnet neue Perspektiven für die Nachnutzung etwa in der Wissenschaft, in der (außer-)schulischen Bildung oder im Rahmen erinnerungskultureller Initiativen.
Kontakt
Projektverantwortlicher der Universitätsbibliothek Gießen
Michael Freiberg
E-Mail: Michael.Freiberg@bibsys.uni-giessen.de
Projektverantwortliche an der Arbeitsstelle Holocaustliteratur
Felix Luckau
E-Mail: Felix.Luckau@germanistik.uni-giessen.de
Jennifer Ehrhardt
E-Mail: Jennifer.Ehrhardt@uni-giessen.de
Projektverantwortlicher „Namen, Orte, Erinnerung(en)“
Tim Spengler
E-Mail: tim.spengler@uni-giessen.de