In einer gemeinsamen Veranstaltung zeigten die Fachjournalistik Geschichte Uni Gießen, die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) sowie die Deutsch-Israelische Gesellschaft AG Gießen und die Arbeitsstelle Holocaustliteratur (Justus-Liebig-Universität Gießen) am 5. Juli 2022 im Kinocenter Gießen den Dokumentarfilm „Das Zelig“ (2020) von Regisseurin Tanja Cummings.
Im Zentrum des Films steht das titelgebende „Café Zelig“ – ein Münchner Begegnungsort für Shoah-Überlebende und ihre Angehörigen –, das im Jahr 2016 auf Initiative des Psychoanalytikers Dr. Joram Ronel gegründet wurde. Über zwei Jahre lang besuchte Cummings in Begleitung ihres Teams das Café. Ihr Anspruch war es, so die Filmemacherin, sich nicht in das Geschehen einzumischen, sondern ein möglichst authentisches Bild der Cafébesucher zu zeichnen.
Die Kinodokumentation zeigt Ausschnitte von den gemütlichen Zusammenkünften im Café, wie die hochbetagten Besucher:innen gemeinsam essen, wie sie miteinander reden, streiten, und singen, aber auch schweigen. Einige Cafébesucher entschlossen sich auch erst durch die Dreharbeiten dazu, mit ihren bewegenden Familiengeschichten an die Öffentlichkeit zu gehen. Die Zuschauenden begegnen dort Gästen wie Natan Grossmann, Henry Rotmensch, Theresia und Benjamin Rosendahl oder Salo Wolf und begleiten sie auch über das Café hinaus auf Reisen an die Orte ihrer Vergangenheit. Es geht dabei jedoch nicht nur um die vergangenen Erlebnisse, sondern der Film zeigt, wie gegenwärtig die Vergangenheit auch heute noch ist und wie sie auch die nachfolgenden Generationen prägt. So konnte eine Kinodokumentation entstehen, die weit über das Café Zelig hinausweist.
Im Anschluss an den Film fand ein von Prof. Dr. Ulrike Weckel (Fachjournalistik Geschichte, JLU Gießen) moderiertes Gespräch mit Regisseurin Tanja Cummings statt, bei dem auch das Publikum ausführlich die Gelegenheit erhielt, Fragen zu stellen, etwa zum Prozess des Filmens und der Produktion der Dokumentation. Nicht immer habe es sich leicht gestaltet, die prägnantesten Momentaufnahmen auszuwählen und im Schnitt zusammenzustellen, berichtete Cummings unter anderem. Weitere Beiträge beschäftigten sich mit der Frage, ob der Film auch für Schulvorführungen geeignet sei. Denn „Das Zelig“ habe ein großes Publikum verdient, betonte eine Zuschauerin nachdrücklich. Als „Generationengeschichte des Erinnerns“ nehme der Film eine außergewöhnliche Perspektive ein, die in der gegenwärtigen Medienlandschaft einzigartig sei, kommentierte ein weiterer Gast aus dem Publikum.
Der Film ist noch bis Ende des Jahres auf einer Kinotournee durch Deutschland. Eine laufend aktualisierte Liste der Vorführtermine finden Sie hier.
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