Mit einer Lesung erinnert die Arbeitsstelle Holocaustliteratur der Justus-Liebig-Universität Gießen an das Leben und Wirken der US-amerikanischen Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus und JLU-Alumna Mildred Harnack-Fish. Am Dienstag, 9. Mai 2023, liest Rebecca Donner aus ihrem preisgekrönten Buch „Mildred“, das von ihrer Urgroßtante erzählt, die leidenschaftlich gegen die Nazis kämpfte. Die Veranstaltung erfolgt in Kooperation mit der Professur von Prof. Dr. Greta Olson (Institut für Anglistik) und wird vom Kultur- und Veranstaltungsmanagement der JLU unterstützt. Sie findet statt in der Aula im Universitätshauptgebäude und beginnt um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei, alle Interessierten sind herzlich eingeladen.
„Ich habe an diesem Buch über zehn Jahre gearbeitet“, so Rebecca Donner. „Neu entdeckte Dokumente aus dem Familienarchiv haben mich auf Mildreds Spur bis nach Deutschland, Russland, England und in die USA geführt. Briefe, Tagebucheinträge, aus einem Berliner Gefängnis geschmuggelte Notizen, Zeugenaussagen von Überlebenden und eine Fülle erst kürzlich freigegebener Geheimdienstdokumente vervollständigen das Zeugnis dieser mutigen Frau, meiner Urgroßtante, und des gesamten Berliner Widerstands.“
Mildred Harnack-Fish wurde am 16. September 1902 in Milwaukee, Wisconsin, geboren. Sie studierte englische Sprache und Literatur in den USA und wurde im Jahr 1941 in Gießen promoviert. Zuvor arbeitete sie als Dozentin für deutsche Literatur an der University of Wisconsin-Madison. Dort lernte sie den Juristen und Rockefeller-Stipendiaten Arvid Harnack kennen, den sie heiratete und dem sie 1929 nach Deutschland folgte. Hautnah erlebt sie den Aufstieg der Nazis mit. Sie rekrutiert Arbeiterinnen und Arbeiter, Künstlerinnen und Künstler sowie Studierende und organisiert den größten Widerstandskreis im Berliner Untergrund. Die Aktivitäten gegen das nationalsozialistische Regime bezahlte das Paar mit dem Leben. Mildred Harnack-Fish wurde zunächst zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Auf Anordnung von Adolf Hitler fand eine neue Hauptverhandlung statt, in der sie zum Tode verurteilt wurde. Am 16. Februar 1943 richteten die Nationalsozialisten sie im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee hin.
Die JLU erinnert seit dem Jahr 2020 mit einer Stele an ihre Alumna Mildred Harnack-Fish. Die Skulptur aus schwarzem Granit steht vor dem Seminargebäude Philosophikum im Alten Steinbacher Weg. Dabei handelt sich um die Schwesterstele zu einem Kunstwerk, das die Widerstandskämpferin in Madison im US-Bundesstaat Wisconsin würdigt.