Die von Steven Spielberg gegründete Shoah Foundation hat bereits seit 1994 Zeitzeugeninterviews vor allem jüdischer Überlebender des Holocaust auf Film erstellt. Intention war es, diese zu sammeln, zu konservieren und für Bildungszwecke nutzbar zu machen. Seit 2006 ist das Archiv, das inzwischen 54.436 Lebensgeschichten von Überlebenden des Holocaust, aber auch der Genozide in Ruanda, Nanjing, Armenien und Guatemala enthält, am Center für Advanced Genocide Research an der University of Southern California in Los Angeles angesiedelt.
Dies bedeutet, wie Prof. Dr. Wolf Gruner (USC Professor of History und Leiter des Shoah Foundation Center for Advanced Genocide Research) ausführte, dass das Archiv nun auch einen akademischen Gebrauchswert erhalten hat und wissenschaftliche Projekte und Forschungsarbeiten möglich sind. Er stellte am 14. Juni 2017 auf Einladung des Fritz Bauer Instituts die Datenbank an der Universität Frankfurt vor. Die Universitätsbibliothek Frankfurt ist bislang eine der wenigen Universitäten in Deutschland, an denen ein voller Zugang zur Datenbank möglich ist. Ein eingeschränkter Zugang ist nach Anmeldung auch ohne Universitätsanbindung online frei zugänglich.
Die meisten der archivierten Interviews wurden in den Jahren 1995 bis 1998 erstellt und enthalten Interviews zum Holocaust (ca. 50.000), sie liegen in 41 Sprachen aus 62 Ländern vor. Insgesamt existieren 115.000 Stunden Filmmaterial, jede Minute davon ist verschlagwortet - es gibt ca. 65.000 Schlagworte, was eine qualifizierte Suche erst ermöglicht. Die Datenbank enthält zudem ca. 1,8 Millionen Namen. Alle genannten Orte sind außerdem georeferenziert. Die Lebensinterviews haben eine durchschnittliche Länge von etwa 2 Stunden und enthalten Schilderungen zum gesamten Leben der Interviewten sowie persönliche Gegenstände und Fotografien. Während der Interviews werden etwa auch Gedichte rezitiert und Kunstwerke gezeigt. Transkripte der Interviews liegen bislang nur auf Deutsch vor, dies soll jedoch nach und nach erweitert werden.
Weitere Informationen und einen eingeschränkten Zugang zur Datenbank mit etwa 1800 Interviews erhalten Sie hier.