am Institut für Germanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen

Hilda Stern Cohen


Hilda Stern

"Genagelt ist meine Zunge": Gedichte und Prosatexte von Hilda Stern Cohen

Hilda Stern Cohen wurde 1924 im hessischen Nieder-Ohmen geboren. 1941 wurde sie ins Getto Lodz deportiert, im August 1944 nach Auschwitz. Sie überlebte und siedelte nach ihrer Befreiung nach Amerika über, wo sie heiratete und Mutter dreier Töchter wurde. Sie starb 1997.

Nach dem Tode seiner Frau fand Dr. Werner Cohen in einer Schublade eine Reihe von alten Schulheften. Sie enthielten rund 150 Gedichte und Prosatexte in deutscher Sprache, deren Existenz ihm bis dahin völlig unbekannt war. Nicht nur das schriftstellerische Talent seiner Frau bewegte ihn beim Lesen, sondern vor allem auch die tiefen Einblicke in die Erfahrungen seiner Frau als Kind in Deutschland, als junge Frau im Lodzer Getto und im Konzentrationslager Auschwitz. Auf seiner Suche nach einer Publikationsmöglichkeit wandte er sich zunächst an das Goethe Institut Washington, wo Dr. William Gilcher schließlich die Arbeitsstelle Holocaustliteratur um Mithilfe bat. Nach zweijähriger Arbeit wurde im September 2003 das Werk Hilda Stern Cohens als Band 2 in der Schriftenreihe "Memento" der Arbeitsstelle Holocaustliteratur und der Ernst-Ludwig Chambré-Stiftung zu Lich unter dem Titel "Genagelt ist meine Zunge" veröffentlicht.

Der Titel der Textsammlung ist einem Gedicht entnommen, in dem Hilda Stern Cohen bitterlich darüber klagt, wie ihre ganze Existenz an eine Sprache und Kultur gebunden ist, die versuchte, sie zu zerstören. Die Gedichte sind in zwei Abschnitte eingeteilt. Der erste Teil beinhaltet sechs Gedichte, die Hildas religiösen Glauben und ihre Überlebensängste im Getto in Lodz und im KZ Auschwitz zum Ausdruck bringen. Der zweite Teil enthält sechs Nachkriegs-Gedichte, in denen Hilda Stern Cohen über das Leben in den österreichischen Lagern für die sogenannten Displaced Person reflektiert, wo sie auf ihr Immigranten-Visum für die USA warten musste. Im Anschluss berichtet sie von ihrem Leben in den USA. In diesen Gedichten schildert sie die Schwierigkeiten, als KZ-Überlebende in ein "normales" Leben zurückzufinden.

In den USA gab Hilda Stern das Schreiben schließlich zusammen mit ihrer einstigen Muttersprache Deutsch auf - auch als Teil ihrer Anpassung an ein neues Leben.

Anlässlich der Veröffentlichung der Lyrik und Prosa von Hilda Stern Cohen hat das Goethe Institut Washington in Zusammenarbeit mit der Arbeitsstelle Holocaustliteratur auch eine Homepage zum Leben und Werk Hilda Stern Cohens erstellt. Sie ist online unter www.hildasterncohen.org abrufbar.
Die Homepage ist sowohl in englischer als auch in deutscher Sprache gestaltet. Neben Informationen zur Biographie Hilda Stern Cohens sowie einer Fotogalerie stehen vor allem ihre Gedichte im Vordergrund - im Original in deutscher Sprache sowie in englischer Übersetzung.

Nach dem großen Erfolg der Gedichte und Prosatexte Hilda Stern Cohens liegt seit 2005 auch die Vertonung der Texte als Hörbuch vor. Aufgrund des hohen Publikumsinteresses an den Gedichten und Prosatexten sowie an den Lesungen bat die Ernst-Ludwig Chambré-Stiftung die Schauspielerin Lilli Schwethelm und den Gitarristen Georg Crostewitz aus Ortenberg (Wetterau) darum, eine Lesung aus dem Werk Hilda Stern Cohens zu konzipieren.

Im November 2008 hat die bekannte deutsche Schauspielerin Iris Berben im Licher Kulturzentrum "Bezalel Synagoge" aus den Werken Hilda Stern Cohens gelesen. Die bewegende Veranstaltung wurde in voller Länge im Radioprogramm des Hessischen Rundfunks (HR 2) ausgestrahlt. Die Lesung organisierten die Ernst-Ludwig Chambré-Stiftung zu Lich, der Hessischen Rundfunk, die Arbeitsstelle Holocaustliteratur und "Literaturland Hessen".


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